Neue Erkenntnisse aus alten Schubladen: Robertinum feiert 125 Jahre

25.05.2016 von Corinna Bertz in Studium und Lehre, Varia, Campus
Seit 125 Jahren thront es imposant neben dem Löwengebäude: Im Jahr 1891 wurde das Robertinum als „Archaeologisches Museum der Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg“ eröffnet. Eine Veranstaltungsreihe zum Jubiläumsjahr nimmt Themen rund um das Museum in den Blick. Am Montag, 30. Mai, wird die Reihe mit einem Vortrag von Prof. Dr. Stefan Lehmann über aktuelle Forschungsergebnisse zur Büste der Klytia fortgesetzt.
Die Exponate im Archäologischen Museum werden bis heute für Lehre und Forschung genutzt.
Die Exponate im Archäologischen Museum werden bis heute für Lehre und Forschung genutzt. (Foto: Markus Scholz)

Bis heute empfängt Carl Robert, der Namensgeber des Robertinums, die Besucher bereits im Treppenhaus. Ein in Bronze gegossenes Relief zeigt den Professor für Archäologie und Klassische Philologie, der das Archäologische Museum am 9. Dezember 1891 eröffnete. Damit konnte die Antikensammlung, die zuvor unter sehr beengten Verhältnissen in der damaligen Universitätsbibliothek untergebracht war, endlich optimal präsentiert und gelagert werden.

Das Bronzerelief des Namensgebers Carl Robert
Das Bronzerelief des Namensgebers Carl Robert (Foto: Corinna Bertz)

Als erster Museumsdirektor leitete Carl Robert das neue Haus. Ihm gelang es, die Sammlung in den 30 Jahren seines Wirkens stetig zu erweitern. Nach seinem Tod wurde der Bau 1922 ihm zu Ehren Robertinum genannt. Seitdem wurde die Ausstellungsfläche zwar verkleinert, dafür ist jedoch im Dachgeschoss, wo ein Großteil der Abguss-Sammlung lagert, noch ein zusätzliches Schaumagazin eingerichtet worden.

Heute arbeiten Archäologen, Althistoriker und Klassische Philologen in dem Gebäude, das außerdem mit einem Hörsaal, Seminarräumen und der Zweigbibliothek für Klassische Altertumswissenschaften ausgestattet ist. Eines hat sich seit Roberts Zeiten nicht geändert: Seit 125 Jahren geben die Sammlungen Einblick in die Kulturen des alten Griechenlands, Roms und Ägyptens. Die Exponate werden bis heute für Lehre und Forschung genutzt

Studieren am Objekt

Museumsleiter Prof. Dr. Stefan Lehmann.
Museumsleiter Prof. Dr. Stefan Lehmann. (Foto: Maike Glöckner)

„Bei uns lernen die Studenten der Archäologie und Kunstgeschichte, die Werke der antiken Meister genau zu beschreiben und miteinander zu vergleichen. Dazu können sie die Exponate zeichnen und auch anfassen“, erklärt der Museumsleiter Prof. Dr. Stefan Lehmann. Sie lernen außerdem, Ausstellungen zu planen und praktisch umzusetzen: „Die Studioausstellungen zu antiken Gemmen und zu Funden aus Troja haben zum Beispiel Studierende mit erarbeitet.“

Die drei Ausstellungsräume sind jeden Donnerstag zwischen 15 und 17 Uhr und auf Anfrage auch der Öffentlichkeit zugänglich. Vor allem Nachgüsse von bis zu 5.000 Jahre alten Kunstwerken aus dem Mittelmeerraum sind zu sehen. Neben den Statuen, Reliefs und Gemälden können aber auch originale Kleinkunst, Gemälde, Papyri, Münzen, Keilschrifttexte, Fragmente von Grabstelen sowie Bruchstücke von Fresken und Mosaiken besichtigt werden.

Antik oder modern? - Aktuelle Forschungsfragen

Die Büste der Klytia steht im Fokus der aktuellen Ausstellung.
Die Büste der Klytia steht im Fokus der aktuellen Ausstellung. (Foto: Stiftung Weimar)

Längst sind die verschiedenen Sammlungsbereiche noch nicht vollständig wissenschaftlich erschlossen. „Wenn hier im Haus die Schubladen geöffnet werden, gibt es immer etwas Neues zu entdecken“, sagt Lehmann. Die aktuelle Ausstellung zur Büste der Klytia begann mit einer Forschungsfrage. Die dargestellte Figur entstammt der griechischen Mythologie, das Original steht im British Museum in London.

„Gipsabgüsse dieser Frauenbüste waren im 19. Jahrhundert sehr beliebt. Auch Goethe war von Klytia fasziniert und besaß einen Abguss. Ob es sich bei der Büste um ein antikes Werk oder um eine Arbeit aus dem 18. Jahrhundert handelt, ist aber wissenschaftlich umstritten“, erzählt der Experte für antike Fälschungen. Am 30. Mai wird er berichten zu welchem Schluss er nach seinen Forschungen zur Büste der Klytia gekommen ist. Der Vortrag findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe zum Jubiläumsjahr statt.

Alle Programmpunkte der Veranstaltungsreihe auf einen Blick:

  • Am 30. Mai um 19 Uhr im Hörsaal des Robertinums: „Goethes allerliebste Klytia – Metamorphosen einer Frauenbüste“, Buchpräsentation und Vortrag von Prof. Dr. Stefan Lehmann
  • Am 1. Juli um 19 Uhr im Schaufenster des neuen theater an der Großen Ulrichstraße: „Hans Schleif – Eine Spurensuche“ – ein Theaterstück über den Archäologen und SS-Kriegsverbrecher Hans Schleif
  • Am 24. Oktober um 19 Uhr im Hörsaal des Robertinums: „Ein Haus für das Archäologische Museum an der Seite des Hauptgebäude der Universität - Vorgeschichte, Umsetzung undweitere Entwicklung“, Vortrag von Henryk Löhr
  • Am 9. Dezember um 15 Uhr in der Aula der Universität im Löwengebäude: Festveranstaltung anlässlich des 125. Jubiläums

 

Die Studioausstellung „Goethes allerliebste Klytia – Die Marmorbüste einer jungen Frau in London und ihre Wirkung in Weimar“ kann noch bis zum 7. Juli 2016 jeweils donnerstags zwischen 15 und 17 Uhr und auf Anfrage im Archäologischen Museum am Universitätsplatz 12 besichtigt werden. Mehr Informationen über das Robertinum auf der Museums-Webseite

Kontakt:
Prof. Dr. Stefan Lehmann
Archäologisches Museum Robertinum
Tel.: 0345 5524023
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