Gesundheit von Schülern: Deutschland landet international im Mittelfeld

16.03.2016 von Cornelia Fuhrmann in Forschung, Wissenschaft
Gestern hat die Weltgesundheitsorganisation WHO in Brüssel eine Studie zum Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Europa vorgestellt. Den deutschen Teil der Studie Health Behaviour of School-aged Children (HBSC) leitet Prof. Dr. Matthias Richter von der Medizinischen Fakultät der Uni Halle. Der Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie berichtet, wie die deutschen Elf- bis Fünzehnjährigen im Vergleich zu ihren europäischen Altersgenossen abschneiden.
Schüler in Deutschland bewegen sich zu wenig: Nur 16 Prozent der Jungen und neun Prozent der Mädchen sind der Studie zufolge eine Stunde pro Tag körperlich aktiv.
Schüler in Deutschland bewegen sich zu wenig: Nur 16 Prozent der Jungen und neun Prozent der Mädchen sind der Studie zufolge eine Stunde pro Tag körperlich aktiv. (Foto: Corinna Bertz)
Matthias Richter
Matthias Richter (Foto: privat)

Das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen ist eines der Hauptthemen, zu denen der Medizinsoziologe Prof. Dr. Matthias Richter forscht. Seit 2015 leitet der Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie an der Medizinischen Fakultät den deutschen Teil der „Health Behaviour of School-aged Children (HBSC)“-Studie unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation. In die Erhebung der Daten ist er aber bereits seit 18 Jahren involviert.

Aller vier Jahre werden seit 1982 die Daten in der HBSC-Studie erhoben - mit einer stetig wachsenden Anzahl an Ländern. Erstmals liegen mit dem aktuellen Befragungszeitraum 2013/2014 nun auch Ergebnisse für alle 16 deutschen Bundesländer vor. In der jüngsten Befragung haben europaweit 200.000 Schüler im Alter von elf, 13 und 15 Jahren in 42 Ländern zu ihrem Gesundheitsverhalten Auskunft gegeben. Erfasst wurden Daten zu Themen wie subjektive Gesundheit, Lebenszufriedenheit, psychosomatische Beschwerden, Übergewicht und Körperbild, körperliche Aktivität oder der Konsum von Substanzen wie Tabak oder Alkohol.

Soziale Herkunft ist ausschlaggebend

Im Vergleich zu den anderen Ländern liegt Deutschland bei fast allen Indikatoren im Mittelfeld. „Obwohl es eines der reichsten Länder in Europa ist, finden sich Unterschiede in der Gesundheit und im Gesundheitsverhalten der Schulkinder, die auf die sozialen Bedingungen des Aufwachsens zurückzuführen sind. Das heißt, die soziale Herkunft spielt eine große Rolle und es sind diejenigen benachteiligt, die aus einer schwächeren sozialen Schicht stammen“, schätzt Richter ein.

Bei den psychosomatischen Beschwerden landet Deutschland allerdings auf dem dritten Platz – nur wenige Heranwachsende haben demnach häufiger psychosomatische Beschwerden. Allerdings leiden vermehrt diejenigen darunter, die aus einem schwächeren sozialen Umfeld stammen. Insgesamt berichten zudem fast doppelt so viele Mädchen von gesundheitlichen Beschwerden als Jungen.

Beim Übergewicht landen 15-Jährige aus Deutschland auf Platz 16 von 42. Gut ein Fünftel der Jungen und 13 Prozent der Mädchen in dieser Altersklasse sind übergewichtig oder adipös. Das ist der objektive Wert. Nach dem eigenen Körperbild befragt, finden sich aber die Hälfte der Mädchen und ein Viertel der Jungen dieses Alters zu dick.

Schüler sind körperlich wenig aktiv

Erfreulicherweise ist der Tabak- und Alkoholkonsum in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Ein Großteil der Jugendlichen raucht weder regelmäßig noch trinkt er Alkohol. Feststellen lässt sich dabei vor allem ein deutlicher Alterseffekt: Der Anteil an Jugendlichen, die regelmäßig zu Tabak oder Alkohol greifen, fällt im Alter von 15 Jahren wesentlich höher aus als mit elf oder 13 Jahren.Weniger positiv sieht es hingegen mit Bewegung aus: In allen Studienländern wird die Empfehlung einer ausreichenden körperlichen Aktivität von 60 Minuten am Tag nur selten eingehalten. Deutschland landet dabei auf Platz 31 von 42, das heißt nur 16 Prozent der Jungen und neun Prozent der Mädchen sind eine Stunde pro Tag körperlich aktiv. Zugleich verbringen viele Jugendliche viel Zeit vor dem Fernseher und folglich mit sitzendem Verhalten. „Diese Ergebnisse sollten daher Anlass für entsprechende Strategien der Gesundheitsförderung geben, die auf die körperliche Aktivität, die Ernährung und auch die psychosomatische Gesundheit fokussieren. Es sind vor allem die Bereiche Familien-, Bildungs-, Finanz- und Gesundheitspolitik gefragt“, sagt Matthias Richter.

 

Kontakt: Prof. Dr. Matthias Richter
Institut für Medizinische Soziologie
Tel.: 0345 5571166
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