Ein Blick ins neue Proteinzentrum

13.06.2017 von Tom Leonhardt in Forschung, Wissenschaft
Das Proteinzentrum der Uni Halle auf dem Weinberg-Campus nimmt nun auch innen Gestalt an: Während Rohbau und Fassade bereits 2016 fertiggestellt wurden, laufen die Arbeiten im Gebäude auf Hochtouren. Kabel werden verlegt, Labore ausgestattet und die letzten Teile der Haustechnik installiert. Eine Woche vor dem großen Uni-Jubiläum bot sich Medienvertretern erstmals die Möglichkeit, das moderne Forschungsgebäude zu besichtigen.
Milton Stubbs (links) schaut sich mit Frank Sauerländer in einem Technikraum um.
Milton Stubbs (links) schaut sich mit Frank Sauerländer in einem Technikraum um. (Foto: Maike Glöckner)

Kurze Wege

Die Architektur des Proteinzentrums leitet sich von einem Quader ab: Links und rechts sind die Seiten des Gebäudes etwas verschoben. „Dadurch lässt sich für Büroräume und Labore mehr Tageslicht gewinnen“, so Sauerländer. Über mehrere Zwischengänge sind die beiden Gebäudekomplexe direkt miteinander verbunden, sodass zwischen Schreibtisch und Arbeitsbank im Labor nur kurze Wege liegen. Eine weitere gestalterische Besonderheit: Die Bürotüren sind in Schwarz gehalten, die Türen zu den Laboren dagegen in Weiß.

Diese moderne Gestaltung kommt auch bei den künftigen Benutzern des Zentrums gut an. Prof. Dr. Milton T. Stubbs, der designierte Sprecher des Proteinzentrums, ist vom neuen Gebäude Arbeiten begeistert: „Es sieht alles sehr gut aus und ich freue mich zu sehen, wie aus den Plänen auf Papier wirkliche Räume entstehen.“ Stubbs erforscht die Struktur von Proteinen mittels Röntgenmikroskopie. Noch sind seine Labore auf mehrere Etagen im Institut für Biochemie verteilt. Im Proteinzentrum werden seine Räume künftig in einem Stockwerk liegen. Ein Vorteil, der durch das neue Gebäude der gesamten Proteinforschung in Halle zugutekommt: „Bisher waren die Arbeitsgruppe auf viele Standorte verteilt, gerade die Arbeitsgruppen der Medizinischen Fakultät lagen etwas weiter weg. Jetzt haben wir alle unter einem Dach. Dadurch werden wir uns noch stärker austauschen können.“

Technikpark auf dem Dach

Apropos Dach: Auf dem Proteinzentrum befindet sich noch ein weiteres Highlight: Hinter modernen Schallschutzwänden versteckt befindet sich die Gebäudetechnik, also Entlüftungs- und Ansauganlagen, Filterregister und auch die Automatisierungszentrale, mit der sich die komplette Haustechnik steuern lässt. Mit bloßem Auge nicht zu sehen ist noch eine weitere Verbindung – zum IT-Servicezentrum der Universität. Die dort in den Serverräumen entstehende Wärme wird über eine Leitung ins Proteinzentrum überführt und kann dort zur kompletten Beheizung der Räume genutzt werden.

Noch bis Ende des Sommers dauern die Bauarbeiten in den Räumen des Proteinzentrums, das eine Hauptnutzfläche von rund 5.400 Quadratmetern hat. Mehrere Hundert Kilometer an Strom- und Datenkabeln sind dafür bereits verlegt worden. Wenn der Innenausbau komplett abgeschlossen ist, können nach und nach die Forschungsgeräte umziehen: Dazu gehören NMR-Spektroskope, hochauflösende Lichtmikroskope und Massenspektrometer. Zum Sommer 2018 sollen dann die einzelnen Arbeitsgruppen ihre neuen Räume in Bezug nehmen.

Benannt wird das künftige Proteinzentrum nach dem Wissenschaftler Charles Tanford (1921-2009), einem Pionier der Proteinforschung. Auch damit soll die herausragende Bedeutung des Forschungszentrums deutlich werden. Tanford wurde unter dem Namen Karl Tannenbaum in Halle geboren. Die jüdische Familie emigrierte 1929 nach England und änderte dort ihren Familiennamen. Charles Tanford erhielt seine akademische Ausbildung in den USA und verbrachte dort sein gesamtes wissenschaftliches Leben. Er führte insbesondere grundlegende Arbeiten zur Stabilität der Proteinstruktur durch. 

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