BBC filmt halleschen Musikpädagogen

26.01.2015 von Julius Heinrichs in Forschung, Personalia, Wissenschaft
Kamera ab: Als erster Wissenschaftler überhaupt widmete sich Dr. Pooyan Azadeh mit seiner Dissertation der persischen Klaviermusik. Für die BBC Persien Grund genug, ihm heute, 26. Januar, einen Besuch in Halle abzustatten.
Pooyan Azadeh (links) im Gespräch mit BBC-Journalist Bamdad Esmaili.
Pooyan Azadeh (links) im Gespräch mit BBC-Journalist Bamdad Esmaili. (Foto: Julius Heinrichs)

Es ist still im Händelhaus. Der Himmel draußen ist wolkenverhangen, entsprechend dunkel ist es in der hauseigenen Ausstellung. Einzig ein Jahrhunderte altes Cembalo ist hell erleuchtet. Im Zentrum des LED-Scheinwerferlichts steht Bamdad Esmaili. Ein Flüstern ertönt. „Los.“ Esmailis Körper spannt sich, seine Moderation beginnt. Fünf Anläufe braucht es, dann sitzt der Take. Grund seines Besuchs ist Dr. Pooyan Azadeh. Er ist der erste Musikwissenschaftler, der sich mit persischer Klaviermusik beschäftigt hat.

Journalist und Musikpädagoge kennen sich schon lange. Jetzt, da Azadehs Doktorarbeit mit einem Magna cum laude ausgezeichnet wurde, sollen die Forschungsergebnisse in den persischen Nachrichten gezeigt werden. Drei bis vier Minuten wird der Beitrag dauern, gedreht in Uni, Händelhaus und Musikinstitut – ausgestrahlt in zwei, drei Wochen.

Das Interessante an persischer Klaviermusik: Sie wurde erst 1900 wirklich salonfähig. Zwar stellt Pooyan Azadeh in seiner Dissertation die These auf, die Wurzeln des handelsüblichen Klaviers lägen in der persischen Santur, einem Saiteninstrument, das im Deutschen wenig klanghaft Hackbrett, genannt wird. Von der Weiterentwicklung des Instruments habe der Nahe Osten jedoch kaum etwas mitbekommen.

Ein 1806 von Napoleon geschenktes Klavier, stellte der persische König zwar schmückend aus – damit anfangen jedoch konnte er nichts. Bis vor rund 100 Jahren Mortezā Mahjoobi kam. Seither entwickelt sich auch im Iran eine ganz eigene Klaviertradition. Mit eigener Technik und eigener Tongebung. Beispielsweise spielt das persische Klavier im Vergleich zu seinem europäischen Pendant einen Viertelton versetzt.

Auch Azadeh profitierte von Mahjoobi. Seinen „künstlerischen Opa“ nennt er ihn. Ihn, der auf ganz eigene Weise Notationen verfasste, die Azadeh heute zum persischen Weltkulturerbe erklären möchte und in seiner Doktorarbeit analysierte. Irgendwann will der Perser zu seinen Wurzeln zurückkehren. Wenn alles gut geht, kann er dann als erster ordentlicher Klavierprofessor in Iran unterrichten. „Vorher will ich allerdings erstmal das Arbeitsleben hier kennen lernen.“ Die Chancen, dass das auch gelingt, stünden gut.

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