Mit dem iPad auf Visite

25.10.2011 von Silvio Kison in Studium und Lehre, Campus
Seit 1717 – als erstmals in den Franckeschen Stiftungen zu Halle klinischer Unterricht stattfand – werden in der Saalestadt Ärzte ausgebildet. Die Anforderungen an eine solche Ausbildung wachsen und sind stets von Veränderungen geprägt. An der Medizinischen Fakultät und dem Universitätsklinikum in Halle führt eine innovative Idee zu einer weiteren Verbesserung der Lehre.
Prof. Dr. Wolfgang Marsch nutzt das iPad auf der Visite mit seinen Studierenden
Prof. Dr. Wolfgang Marsch nutzt das iPad auf der Visite mit seinen Studierenden (Foto: Silvio Kison)

Beispielhaft für den hohen Stellenwert der Ausbildung ist der erstmals von der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität verliehene Lehrpreis. „Die Fakultät würdigt damit Anstrengungen der Lehrenden, die Ausbildung der Medizinstudierenden nachhaltig zu verbessern“, sagt Studiendekan Prof. Dr. Dieter Körholz.

Der Lehrpreis wird einmal jährlich verliehen. In diesem Jahr wurden zehn Kandidaten vorgeschlagen. Am Ende entschied sich das Preiskomitee – bestehend aus dem Studiendekan, sechs Studierenden und zwei Hochschullehrern – einstimmig für den renommierten und unter den Studierenden sehr beliebten Dermatologen Prof. Dr. Wolfgang Marsch. Die Verleihung erfolgte im Rahmen der diesjährigen Langen Nacht der Wissenschaften der MLU.

Computer stellt Heilungsdynamik dar

Professor Wolfgang Marsch erläutert den Krankheitsverlauf mit Hilfe des iPads
Professor Wolfgang Marsch erläutert den Krankheitsverlauf mit Hilfe des iPads (Foto: Silvio Kison)

Professor Marsch folgte 1993 einem Ruf nach Halle, forscht seither an der MLU und engagiert sich in der akademischen Lehre. Bevor er nach Halle kam, war er in Frankfurt am Main tätig. In dieser Zeit war er unter anderem auch mehrere Jahre Dekan für Studium und Lehre. Derzeit ist Wolfgang Marsch Direktor der Klinik für Dermatologie und Venerologie am Universitätsklinikum und scheut auch nicht vor neuen Entwicklungen zurück.

So vermittelt er seit einem halben Jahr mit Hilfe von tragbaren Kleincomputern Lerninhalte direkt am Patienten. „Die Idee entstand bei einer Visite und durch die Anregung meines Kollegen Professor Dr. Johannes Wohlrab“, erklärt Marsch. Kurz danach wurden zehn Apple iPads für einen Stückpreis von 500 Euro angeschafft und seitdem in der Lehre eingesetzt.

Sie werden bei vorlesungsbegleitenden Visiten an die Studierenden verteilt, um die Inhalte der einzelnen Lerninhalte noch einmal bildlich darzustellen. „Wir sind so in der Lage, Bilder der einzelnen Krankheiten mit auf die Visite zu nehmen und am Patienten direkt zu zeigen. Man kann so sehr gut den Ausgangsbefund mit dem Ist-Befund vergleichen und hierdurch die Heilungsdynamik darstellen“, erklärt Marsch.

Dabei seien die Patienten ebenso davon begeistert, ihren Krankheitsverlauf während der Visite noch einmal per Diashow nachvollziehen zu können, wie die Studierenden. Neben den Patientenbildern sind die Computer auch mit sämtlichen Lerninhalten der Vorlesung versehen. „So kann man bei Fragen auf andere Inhalte der Vorlesung direkt vor Ort zugreifen.“

iPads erfreuen sich großer Beliebtheit

Dabei ist der Einsatz von iPads im medizinischen Bereich auch vom Hersteller Apple so gedacht. Noch werden solche tragbaren Kleincomputer an der MLU selten eingesetzt. „Ich bin allerdings offen für Anfragen und teile gerne meine Erfahrungen mit anderen Kollegen“, so der Dermatologe. Den Lehrpreis selbst erhielt er natürlich nicht nur wegen seiner Idee mit den iPads, sondern hauptsächlich für sein langjähriges Engagement in der akademischen Lehre.

„Sein gut strukturiertes und methodisch-didaktisch abgestimmtes Lehrkonzept für Vorlesungen und Praktikum in seinem Fachgebiet wird von den Studierenden stets mit den Bestnoten bewertet“, sagt Dekan Professor Dr. Michael Gekle. Marsch selbst sieht das ähnlich. „Ich denke, dass die Idee das Sahnehäubchen ist, aber sicherlich nicht der Hauptgrund für die Verleihung eines solchen Preises“, so der engagierte Professor.

Zusammen mit der Auszeichnung für seine großartige Leistung in der Lehre erhielt Professor Marsch zusätzlich 10.000 Euro. Geld, das er nun wieder in neue Ideen im Bereich Forschung und Lehre einsetzen kann. Was genau er aber damit machen wird, dass wisse er noch nicht genau. „Wobei ich mir sicher bin, dass dabei die Lehre die Dominanz haben wird“, deutet er bereits an.

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InnovationMedizin

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