Sprechwissenschaft: Universität erhält Porträts des Ehepaars Krech

11.01.2024 von Manuela Bank-Zillmann in Campus
Die Porträts von Prof. Dr. Eva-Maria Krech und Prof. Dr. Hans Krech sind von deren Tochter im Dezember im Rahmen der Mitgliederversammlung der VFF, des Freundeskreises der Universität, an die Kustodie übergeben worden. Porträtiert wurden die beiden bedeutenden Sprechwissenschaftler von Universitätsmaler Ulrich Bewersdorff.
Übergabe der Porträts von Eva-Maria Krech und Hans Krech an die Kustodie: VFF-Präsident Ralf-Torsten Speler, Bettina-Maria Taute, Susanne Voigt-Zimmermann und der Ehemann von Frau Taute (von rechts nach links).
Übergabe der Porträts von Eva-Maria Krech und Hans Krech an die Kustodie: VFF-Präsident Ralf-Torsten Speler, Bettina-Maria Taute, Susanne Voigt-Zimmermann und der Ehemann von Frau Taute (von rechts nach links). (Foto: Maike Glöckner)

Es ist ein guter Teil Universitätsgeschichte, die mit den beiden Porträts aus dem Nachlass der Familie Krech-Taute in den Blickpunkt rückt. Gemalt von Universitätszeichenlehrer und Universitätsmaler Ullrich Bewersdorff (1920-2008) am Ende der 1950er Jahre, zeigen die Porträts herausragende Persönlichkeiten der Sprechwissenschaft: Hans Krech (1914-1961), erster Ordinarius für Sprechwissenschaft in Deutschland sowie Begründer der sprechwissenschaftlichen Forschung an der Universität Halle, und Eva-Maria Krech (1932-2023), dessen Ehefrau, die seine Forschung fortführte und ihm später selbst als Professorin für Sprechwissenschaft an der MLU nachfolgte.

Die Übergabe der beiden Porträts war bewegend. Die Tochter des Ehepaars Krech, Internistin und Oberärztin am Universitätsklinikum Halle, Prof. Dr. Bettina-Maria Taute, übergab sie im Rahmen der Mitgliederversammlung der Vereinigung der Freunde und Förderer der Universität (VFF) am 7. Dezember an die Gemäldesammlung der Zentralen Kustodie. Nach dem Tod ihrer Mutter im Mai 2023 habe sich die Familie entschlossen, beide Porträts der Universität zu übergeben, sagte sie. Das Gemälde ihres Vaters habe stets im Wohnzimmer ihres Elternhauses gehangen. Bewersdorff, ein Freund der Familie, hatte Hans Krech 1957 porträtiert. Als ihr Vater mit 46 Jahren viel zu früh starb, war sie noch ein Kleinkind und auch die Sprechwissenschaft als eigenständige Disziplin war den Kinderschuhen kaum entwachsen. Prägend aber war Hans Krech über seinen Tod hinaus für beide: für seine Familie und die weitere Entwicklung der Sprechwissenschaft.

Prof. Dr. Susanne Voigt-Zimmermann, Dekanin der Philosophischen Fakultät II und als Professorin für Sprechwissenschaft selbst in der Tradition des halleschen Instituts und ihrer Vorgänger stehend, fasste es in ihrer Rede zur Übergabe so: „Die Bedeutung Hans Krechs liegt in seinem unglaublich produktiven wissenschaftlichen und seinem berufspolitischen Impact für unser einzigartiges Fach, die Sprechwissenschaft.“ Sie erinnerte insbesondere an seine Verdienste um die Klinische Sprechwissenschaft, also die Behandlung von Menschen mit zum Beispiel Stimmstörungen, sowie die Untersuchungen zur Standardaussprache des Deutschen und der damit als Schwerpunkt in Halle gesetzten Orthoepieforschung.

Eva-Maria Krech, gemalt 1958 als junge Frau Mitte 20, führte das Werk ihres Mannes fort und wurde schließlich 1990 außerordentliche Professorin für Sprechwissenschaft/Vortragskunst und 1992 Universitätsprofessorin für Sprechwissenschaft. Seit 1982 war sie Mitautorin und -herausgeberin des „Großen Wörterbuchs der deutschen Aussprache“, eine Arbeit, die sie nach ihrer Emeritierung weiterverfolgte. Auch ihr Wirken in Halle war für die Sprechwissenschaft ein Glücksfall: „Eva-Maria Krechs wissenschaftliches, pädagogisches, publizistisches und ihr fachpolitisches Engagement, insbesondere Anfang der 1990er Jahre, trug wesentlich dazu bei, die Sprechwissenschaft im akademischen Fächerkanon der Universität Halle zu profilieren und auszubauen“, sagte Susanne Voigt-Zimmermann über ihre akademische Lehrerin in ihrer Laudatio.

Was bleibt? Das Alleinstellungsmerkmal, die Einzigartigkeit des Fachs und auch die hallesche Orthoepieforschung, die, so fasste es Altrektor Prof. Dr. Dr.-Ing. Gunnar Berg bereits im Jahr 1996 zusammen, „sich zu einem Markenzeichen der halleschen Universität entwickelt“ habe. Passiert sei seitdem viel, so Voigt-Zimmermann: „Der Schritt in die Zukunft ist getan, die Digitale Aussprachedatenbank ist seit Sommer 2022 über das Internet frei zugänglich und enthält Angaben zur Aussprache von circa 130.000 Einträgen. Das heißt: Die Bücher gibt es nicht mehr als Neuauflage, dafür können Einträge fortlaufend aktualisiert und mit zahlreichen Zusatzinformationen versehen werden. Nutzerinnen und Nutzer gibt es überall dort, wo gesprochen wird: Journalisten in Hörfunk und Fernsehen zählen genauso dazu wie Schauspieler oder Lehrer, um nur einige zu nennen.

Der nächste Schritt sei die akustische Umsetzung der Einträge, die weniger künstlich und fehlerbehaftet klingen sollen, als es bisherigen Systemen möglich ist. Dazu arbeite aktuell eine interdisziplinäre Forschergruppe aus Sprachtechnologie, Sprechwissenschaft und Phonetik an einer automatisierten standardnahen Audiowiedergabe der Worteinträge, so Voigt-Zimmermann. 

Link zur Datenbank: https://dad.sprechwiss.uni-halle.de/dokuwiki/doku.php

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