"Das hätte ich ohne Deutschlandstipendium nicht geschafft"

17.06.2016 von Corinna Bertz in Studium und Lehre, Varia, Campus
Die Liste der Stipendienprogramme ist lang – vorausgesetzt, man ist noch keine 30 Jahre alt. Als eines der wenigen altersunabhängigen Förderprogramme bietet das Deutschlandstipendium jedem die gleiche Chance. So auch Wiebke Schramm: Seit anderthalb Jahren wird die zweifache Mutter von der Papenburg AG gefördert. Dabei geht es nicht allein ums Geld, auch der persönliche Kontakt zwischen Stifter und Stipendiaten spielt eine zentrale Rolle. Heute haben Stifter und Studierende wieder Gelegenheit, sich bei einem Sommerfest im Biologicum am Weinberg-Campus besser kennenzulernen.
Angela Papenburg (Mitte) mit den beiden Stipendiaten der Papenburg AG 2014, rechts im Bild: Wiebke Schramm.
Angela Papenburg (Mitte) mit den beiden Stipendiaten der Papenburg AG 2014, rechts im Bild: Wiebke Schramm. (Foto: Michael Deutsch)

„Ohne das Stipendium hätte ich mein Studium nicht fortsetzen können“, sagt Wiebke Schramm. Ein Jahr lang werden die Stipendiaten mit 300 Euro monatlich unterstützt – die eine Hälfte zahlt der Stifter, die andere Hälfte schießt der Bund zu. Für Schramm macht das Geld den entscheidenden Unterschied: „Ich bin im sechsten Semester und fange jetzt mit meiner Abschlussarbeit an. Das hätte ich ohne das Stipendium nicht geschafft“, sagt die Mutter von zwei Kindern. Ihr Bachelor-Studium „Management natürlicher Ressourcen“ wird sie voraussichtlich in der Regelstudienzeit beenden können.

Schon zu Beginn ihres Studiums hatte sich die 35-Jährige über Fördermöglichkeiten informiert. Denn auf studierende Eltern kommen oft unerwartete Mehrkosten zu: „Wenn zum Beispiel eine zweiwöchige Exkursion ansteht und in derselben Zeit der Kindergarten geschlossen hat, kann die Betreuung schnell ins Geld gehen“, weiß Schramm. Nicht nur an der Exkursion konnte sie teilnehmen: „Ich konnte auch ein Praktikum in Berlin absolvieren. Das ging nur, weil ich diese finanzielle Unterstützung hatte.“

Im Oktober 2014 erhält Wiebke Schramm ihr Deutschlandstipendium aus den Händen des Rektors.
Im Oktober 2014 erhält Wiebke Schramm ihr Deutschlandstipendium aus den Händen des Rektors. (Foto: Michael Deutsch)

Schramm hatte in Frankreich bereits Soziologie und Ethnologie studiert, bevor sie mit dem Freiwilligendienst weltwärts nach Guatemala ging. Dort begleitete sie für die Internationalen Friedensbrigaden bedrohte Menschenrechtsaktivisten. Als sie sich zu einem Zweitstudium entschloss und Stipendien recherchierte, stieß sie immer wieder auf dieselbe Hürde: „Die meisten Stipendien sind nur für Studierende unter 32 Jahren gedacht.“ Nicht so das Deutschlandstipendium. „Da gibt es keine Altersbeschränkung und der Bewerbungsprozess ist auch relativ unkompliziert.“

Bewerber müssen nur einen Online-Fragebogen ausfüllen. Die Chancen auf ein Stipendium sind hoch: Durchschnittlich jeder vierte Bewerber hat an der Uni Halle in den letzten Jahren ein Stipendium erhalten. Bei der Auswahl spielt neben den guten Noten und dem gesellschaftlichen Engagement auch die soziale Komponente eine Rolle. „Dazu gehört natürlich auch der Familienstand“, so Yvonne Hellwig-Laich, die das Vergabeverfahren an der Universität koordiniert.

Bei der feierlichen Vergabe der Stipendien lernte Schramm 2014 dann ihre Stifterin kennen: Angela Papenburg, Geschäftsführerin der Papenburg AG, saß bei der Stipendienvergabe persönlich mit ihr an einem Tisch. Das Bauunternehmen hat seit dem Start des Förderprograms jedes Jahr zwei Stipendien gestiftet. „Das Deutschlandstipendium bietet eine hervorragende Möglichkeit, engagierte und leistungsstarke Studierende zu fördern und sie frühzeitig mit erfolgreichen Unternehmen in unserer Region in Kontakt zu bringen. Von diesem Austausch profitieren Stifter und Stipendiaten, aber auch das Zusammenwachsen von Wirtschaft und Wissenschaft. Deshalb ist die GP Günter Papenburg AG von Anfang an dabei“, sagt die Unternehmens-Chefin.

Für Stipendiaten und Stifter veranstaltet die Universität zudem ein jährliches Sommerfest, das heute im Biologicum am Weinberg-Campus stattfindet. Wie intensiv und persönlich sich der Austausch jeweils gestaltet, entscheiden Förderer und Geförderte selbst. „Mit Frau Papenburg kommt man schnell ins Gespräch. Wir haben schon über Deponien und das Management natürlicher Ressourcen gesprochen, aber auch über Kinder und Politik“, sagt Wiebke Schramm.

Zusätzlich fördert die Universität den Kontakt unter den Deutschlandstipendiaten durch sogenannte Netzwerktreffen, die interessierte Stipendiaten schon zur Werkführung der SKW Stickstoffwerke Piesteritz – ebenfalls ein Stipendiengeber – nach Wittenberg führten. Ein andermal informierte ein Stifter darüber, wie man Gehaltsverhandlungen führt. „Solche Angebote bringen einen auch in der persönlichen Entwicklung weiter“, sagt Schramm. Als 2015 ihr Jahr als Deutschlandstipendiatin enden sollte, bewarb sie sich erneut um eine Förderung. Und es hat wieder geklappt: Seit Oktober 2015 wird sie zum zweiten Mal von der Papenburg AG gefördert.

Bewerbungen noch bis zum 30. Juni möglich

Studierende und Studieninteressierte können sich noch bis zum 30. Juni online für die nächste Förderperiode bewerben. Die Unterstützung ist einkommensunabhängig und kann ohne weiteres zusätzlich zu Bafög-Leistungen bezogen werden. Die Deutschlandstipendien werden je zur Hälfte vom Bund und von privaten Mittelgebern finanziert. Zu den Stiftern an der Universität Halle gehören neben Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und Vereinen zurzeit auch acht private Förderer. Insgesamt konnten bislang 379 Stipendien vergeben werden.

Weitere Informationen zum Deutschlandstipendium an der Uni Halle

Kommentar schreiben

Auf unserer Webseite werden Cookies gemäß unserer Datenschutzerklärung verwendet. Wenn Sie weiter auf diesen Seiten surfen, erklären Sie sich damit einverstanden. Einverstanden