Lehren und Lernen mit Künstlicher Intelligenz: Was ist die MLU-KI?

Bevor wir zu den ganz praktischen Fragen kommen: Vor welchem Hintergrund ist MLU-KI entstanden?
Michael Gerth: In der Rektoratskommission zur Zukunft von Studium und Lehre gibt es seit zwei Jahren den Arbeitskreis „KI in Studium und Lehre“. Über ihn haben wir halbjährlich Studierendenbefragungen zur Nutzung generativer KI durchgeführt - mit interessanten Ergebnissen. Anfangs haben noch 40 Prozent der Studierenden angegeben, nie eine KI zu nutzen. Heute sind es nur noch 15 Prozent. Dazu kommt: Vor zwei Jahren hat das Rektorat eine KI-Leitlinie veröffentlicht, die die Nutzung von KI-Werkzeugen grundsätzlich erlaubt. Konkret entscheiden die Lehrenden darüber. Studierende und Lehrende hatten aber bislang keinen allgemeinen Zugang über die Universität zu solchen Sprachmodellen.
Über die ansteigende Nutzung hinaus: Warum hat die MLU weiteren Handlungsbedarf gesehen?
Wir haben mehrere Probleme. Wenn es irgendwann ohnehin fast alle nutzen, drängt man die Studierenden zur Einrichtung privater Accounts – das ist schon datenschutzrechtlich fragwürdig. Zudem stellt sich die Frage der Studierendengerechtigkeit. Manche sind bereit, kostenpflichtige Angebote zu nutzen, andere können sich das aber nicht leisten. Und: Digitale Kompetenz ist etwas, was man von Absolventen einer Universität erwarten kann, dazu gehört heute auch der Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Wenn ich aber über KI und auch mit KI lehren will, also Studierende zur Nutzung verpflichte, muss ich ihnen ein uniweites Angebot zur Verfügung stellen.
Wir sind jetzt an dem Punkt, wo wir mit der MLU-KI eine Basis bereitstellen, die alle Studierenden, aber auch die Lehrenden und Beschäftigten der MLU nutzen können.
Welche Technik steht dahinter?
Unter einer gemeinsamen Weboberfläche stehen drei Open-Source-Sprachmodelle zur Verfügung. Das Rektorat hat zudem entschieden, auch das kommerzielle ChatGPT 4.1 einzubinden. Die Kosten dafür übernimmt die MLU zunächst für einen Probezeitraum von zehn Monaten – also bis März 2026. In der Zeit wollen wir vor allem sehen, wie intensiv MLU-KI genutzt wird. Geschieht das übermäßig, so dass man eine Reißleine ziehen muss? Oder zu wenig? Vielleicht haben viele doch schon eigene Accounts oder sind bei einem MLU-Angebot skeptisch, dass Lehrende sehen könnten, was sie eingeben – was sie übrigens nicht können. Im Dezember wird der Arbeitskreis dem Rektorat einen Evaluationsbericht mit einer Empfehlung für die Zeit ab April 2026 vorlegen.
Nun ganz praktisch: Was wird benötigt, um MLU-KI nutzen zu können?
Einloggen können sich Nutzerinnen und Nutzer auf der Website der KI mit ihrem Fünfsteller. Dann muss wie überall zunächst den Nutzungsbedingungen zugestimmt werden. Die sind relativ lang, auch, weil wir verschiedene externe Sprachmodelle anbieten. Studierende verpflichten sich zudem, den Selbstlernkurs „KI für Studierende“ zu absolvieren, der auf der Lernplattform ILIAS bereitsteht.
Warum ist der Kurs notwendig und gilt das nur für Studierende?
Der EU hat im vergangenen Jahr die KI-Verordnung verabschiedet, den sogenannten AI Act. Er verpflichtet Betreiber seit Februar, für eine angemessene Kompetenz der Nutzer zu sorgen. Für Lehrende und teilweise auch für Verwaltungsangestellte haben wir seit anderthalb Jahren verschiedene Angebote, zu denen auch noch zusätzlich Selbstlernkurse kommen werden. Für Studierende können wir jetzt erstmals einen eigenen Kurs zur Verfügung stellen.
Welche Features und Informationen sind besonders nennenswert?
Wichtig ist, dass die Chats alle verschlüsselt gespeichert werden – die MLU hat auf den Inhalt keinen Zugriff. Beim ersten Login generieren Nutzerinnen und Nutzer einen persönlichen Schlüssel, mit dem Sie in der Lage sind, ihre eigenen Chats auch auf einem anderen Rechner sichtbar zu machen.
Interessant ist, dass man auf MLU-KI die Sprachmodelle einzeln auswählen und auch im Laufe eines Chats wechseln kann. Ein Prompt-Assistent verbessert die Eingabeaufforderungen der Nutzer, indem er zum Beispiel den notwendigen Kontext für eine sinnvolle Antwort hinzufügt. Über einen Systemprompt kann jeder Anfrage auch automatisch ein Kontext mitgegeben werden, etwa, ob die KI gerade die Rolle einer Lernassistenz einnehmen soll. Demnächst wird es die Möglichkeit von Gruppenchats geben, so dass Studierende zum Beispiel Lerngruppen bilden und dabei die KI in ihre Chats einbinden können. Die wichtigsten Infos sind in unserem LLZ-Wiki zu finden, das wir um die Rubrik „Generative künstliche Intelligenz in Studium und Lehre“ erweitert haben.
Können Sie in aller Kürze die wichtigsten Dos and Don'ts nennen?
Was man definitiv nicht tun sollte sind Urheberrechtsverletzungen oder die Eingabe von sensiblen eigenen oder persönlichen Daten Dritter. Auch dürfen Lehrende zum Beispiel keine Prüfungen automatisch von einer KI bewerten lassen, zudem verbietet sich die Eingabe von Betriebsgeheimnissen aus der Verwaltung oder sensibler Forschungsdaten. Ansonsten ist unser Rat, die KI in allen möglichen Bereichen des Lernens auszuprobieren. Wenn es jedoch um prüfungsrelevante Aufgaben geht, sollten Studierende dies vorher mit ihren Lehrenden absprechen. Richtig eingesetzt ist generative KI ein unglaublich spannendes Werkzeug, das nun allen an der MLU zur Verfügung steht.
Die Website von MLU-KI: https://ki.uni-halle.de/