Kunst als Zeichen gegen den Krieg

10.03.2022 von Katrin Löwe in Varia
Studierende des Instituts für Musik, Medien- und Sprechwissenschaften (IMMS) haben am Mittwochabend in der Aula des Löwengebäudes ein bewegendes Benefizkonzert veranstaltet, um ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine zu setzen. 2.780 Euro konnten dabei an Spenden eingesammelt werden. Mitwirkende aus der Sprechwissenschaft und den Klavierklassen sprechen in „campus halensis“ über ihr Engagement.
Olha Tomyna am Klavier und Viktoria Barabakh (Violine) spielten ukrainische Stücke.
Olha Tomyna am Klavier und Viktoria Barabakh (Violine) spielten ukrainische Stücke. (Foto: Markus Scholz)

„Die Häuser sollen nicht brennen. Bomber sollt man nicht kennen. Die Nacht soll für den Schlaf sein.“ So beginnt das Gedicht „Bitten der Kinder“ von Bertolt Brecht, das am Mittwochabend neben anderen Rezitationen und Musikstücken in der Aula in Löwengebäude zu hören war – beim Benefizkonzert des IMMS. Studierende aus sieben Ländern, darunter auch aus der Ukraine und Russland, haben dort ihr Entsetzen über den Krieg und ihre Hoffnung auf Frieden zum Ausdruck gebracht. Brechts Gedicht aus dem Jahr 1951 wurde von Aischa Khader-Lindholz vorgetragen. Die Leipzigerin studiert seit 2018 Sprechwissenschaft an der MLU. „Ich habe aus der Berichterstattung die Bilder von Kindern sehr präsent vor Augen gehabt“, sagt Khader-Lindholz – der Hauptgrund dafür, dass ihre Wahl auf Brechts Werk fiel. Und nicht nur den Menschen aus der Ukraine, auch ihr selbst helfe das Benefizkonzert, mit der Situation umzugehen. „Schon mit der Vorbereitung und Organisation hat man das Gefühl gehabt, man konnte etwas tun“, so die 22-Jährige.

Es sei ihr wichtig sich einzubringen, sagt Darya Dadykina. „Als Musikerin kann ich zurzeit keinen besseren Weg finden, als durch die Musik und besondere Anlässe wie dieses Benefizkonzert die Menschen zu unterstützen.“ Dadykina stammt aus einer Künstlerfamilie in Kiew, ihre Familie lebt nach wie vor in Kiew und Chernigow. Sie selbst studiert seit 2014 in Deutschland, seit 2017 in der Klavierklasse von Prof. Jochen Köhler an der MLU. Ihre Konzerte haben Dadykina bereits in viele europäische Länder und nach China geführt. Für das Benefizkonzert in Halle hat sie Stücke ausgewählt, die eine besonderen Bedeutung für sie haben. „Die Tränen" von Sergej Rachmaninow, ursprünglich für zwei Klaviere geschrieben, habe sie bereits mit 16 Jahren während ihres Studiums in Kiew für Solo-Klavier bearbeitet. „Das Präludium von dem wunderbaren ukrainischem Komponisten M. Shalygin klingt in dieser Zeit besonders aktuell“, so Dadykina.

Olha Tomyna, die am Klavier gemeinsam mit der Violinistin Viktoria Barabakh auftrat, stammt ebenfalls aus der Ukraine. Die 28-Jährige lebt seit 2013 in Deutschland, studiert seit 2020 bei Prof. Köhler für ihr Konzertexamen. Für das Konzert habe sie sich für ukrainische Stücke entschieden. „Ich wollte zeigen, dass mein Herz bei den Menschen ist, die unter der Aggression leiden“, sagt sie. Ihre Familie lebt im westukrainischen Iwano-Frankiwsk, einer Stadt, auf deren Flughafen es bereits am 24. Februar Luftangriffe gab. „Für mich ist es gerade total schwierig. Ich wache in der Nacht auf, weil ich riesige Angst um meine Familie habe“, sagt sie. Sie sei dankbar für die Möglichkeit, auf dem Konzert zu spielen, so die Pianistin – und für die Hilfe insgesamt, die es aus Deutschland für die Ukraine gebe. „Man fühlt die Verbundenheit.“

Der künstlerische Teil des Konzerts in der voll besetzten Aula begann mit einer bewegenden Rezitation des Gedichts „Wiederholbare Feststellung“ von Erich Fried.

Wenn ein großes Land
ein kleines Land überfällt
ist es Mord

Wenn ein großes Land
ein kleines Land überfällt
im Namen der Freiheit
ist es Mord
und das große Land
schändet den Namen der Freiheit
(...)


Am Ende der Veranstaltung waren nicht nur einige Tränen geflossen. Es gab Standing Ovations für die jungen Künstlerinnen und Künstler. Und: 2.780 Euro sind bereits während des Konzerts gespendet worden, auf weitere Spenden zugunsten der Vereine „Hilfe für ausländische Studierende“ (HauS) an der MLU und Slawia Kulturcentrum e.V. in Halle hoffen die Organisatoren durch den vor Ort verteilten Spendenaufruf.

Die Idee für das Konzert war innerhalb weniger Stunden am IMMS entstanden, zunächst im Austausch zwischen Prof. Dr. Susanne Voigt-Zimmermann (Sprechwissenschaft), Prof. Jens Marggraf und Prof. Jochen Köhler (beide Musikpädagogik). Die Resonanz war riesig. „Wir hatten so viele Freiwillige und so viele Ideen, dass wir gesagt haben: Lasst uns zwei Konzerte machen“, so Voigt-Zimmermann. Am heutigen Abend findet ebenfalls in der Aula das zweite Konzert statt, diesmal mit dem Akademischen Orchester, dem Universitätschor, Studierenden der Sprechwissenschaft und des Studierendentheaters, Mitgliedern der Staatskapelle Halle und weiteren Mitwirkenden der Bühnen der Stadt Halle.

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