Kandidaten für das Rektorenamt stellten sich

01.07.2014 von Corinna Bertz in Hochschulpolitik, Campus
Wie sehen die Pläne des neuen Rektors oder der neuen Rektorin der Martin-Luther-Universität zur Hochschulentwicklung aus? Am Montagabend – zwei Tage vor der Wahl am 2. Juli - konnte sich jeder von den Vorstellungen der beiden Kandidaten einen eigenen Eindruck verschaffen. Im Audimax standen Prof. Dr. Gesine Foljanty-Jost und Prof. Dr. Udo Sträter Rede und Antwort. Vor allem in der zentralen Frage zur Gestaltung der Hochschulstruktur traten dabei die unterschiedlichen Auffassungen zwischen dem amtierenden Rektor und seiner Prorektorin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs zu Tage.
Am Montagabend präsentierten sich die Kandidaten für die kommende Rektorwahl der Hochschulöffentlichkeit.
Am Montagabend präsentierten sich die Kandidaten für die kommende Rektorwahl der Hochschulöffentlichkeit. (Foto: Markus Scholz)

Wie wollen die Kandidaten die Hochschule aufstellen, um trotz des enormen Haushaltsdefizits und der sinkenden Zuweisungen des Landes handlungsfähig zu bleiben? Der Handlungsdruck ist groß: Wissenschaftsminister Hartmut Möllring hat bereits mit Strukturmaßnahmen per Gesetz gedroht und damit die Hochschulautonomie in Frage gestellt, sollten die Hochschulen nicht zu einer internen Lösung finden und die avisierten Einsparungen erbringen.

Trotz der angespannten Situation für die Universität kamen nur rund einhundert Zuhörer, darunter Senatsmitglieder, Uni-Mitarbeiter und Studierende, um mehr über die Konzepte zur Hochschulentwicklung zu erfahren und ihre Fragen zu stellen. Moderiert wurde die Präsentation und die anschließende Diskussion von Prof. Dr. Ingrid Mertig, Mitglied der Rektor-Findungskommission des Senats.

Per Münzwurf fiel es Udo Sträter zu, seine Vorstellungen zuerst darzulegen. Er präsentierte sich als Rektor im Amt, der seine Arbeit der vergangenen vier Jahre pragmatisch fortsetzen und zu Ende führen wolle. Sein Ziel sei es, die Universität als Landesuniversität zu erhalten – mit international renommierten Forschungsvorhaben und Studienprogrammen, die bundesweit konkurrenzfähig sind. Gerade jetzt, wo man sich in der entscheidenden, harten Diskussion mit dem Land befinde, setze er darauf, diese begonnene Diskussion um einen Strukturplan zu Ende zu führen. „Ich habe zwar manchmal die Nase voll, aber ich habe noch nicht fertig“, sagte er.

Rund einhundert Zuhörer kamen zur Kandidatenpräsentation.
Rund einhundert Zuhörer kamen zur Kandidatenpräsentation. (Foto: Markus Scholz)

Prof. Dr. Gesine Foljanty-Jost skizzierte in ihrer Vorstellungsrede, wie sie in ihrem Amt als Prorektorin Veränderungen erreicht habe, etwa beim Erhalt der Graduiertenförderung oder der Internationalisierung der Universität sowie bei den Themen der Gleichstellung. Drei Schritte seien notwendig, die auch im Prozess der Strukturentwicklung zum Tragen kommen sollten: Ein schriftliches Konzept müsse erstellt werden, das auch bundesweite Entwicklungen einbeziehe. „Auf dieser Grundlage müssen wir diskutieren und dann entscheiden“, so die Japanologin. Man könne sich dabei an den Überlegungen des Wissenschaftsrats orientieren. Parallel zu den Verhandlungen mit dem Land müsse ein interner Diskussionsprozess geführt werden.

Das Publikum wollte im Anschluss von beiden Kandidaten Genaueres wissen und hakte nach: Wo wollen die Kandidaten sparen? Und wer soll über Kürzungen entscheiden? Ist denn Zeit zur Diskussion vorhanden, wenn die Universitätsleitung dem Land bereits zum 30. September eine Strukturplanung vorlegen soll? Eine Stunde lange stellten sich beide Kandidaten den Fragen des Publikums. In ihren Antworten zeigten sich die verschiedenen Meinungen von Gesine Foljanty-Jost und Udo Sträter.

Keiner von beiden konnte oder wollte allerdings zwei Tage vor der Wahl konkrete Kürzungsmaßnahmen benennen. Gesine Foljanty-Jost sprach davon, dass die Verwaltung noch nicht nach Kürzungspotenzialen durchforstet worden sei und auch durch den Umzug in das Geistes- und Sozialwissenschaftliche Zentrum Einsparungen erreicht werden würden. Man müsse aber Sparpotenziale vielmehr darüber definieren, indem man benenne, welche Bereiche unverzichtbar sind. Udo Sträter erwiderte darauf: „Es ist keine Lösung, zu glauben, man könnte kürzen, ohne dass es der Universität weh tut.“ Das bedeute, weiter zu träumen. Die Einsparungen seien schon sehr bald zu benennen, so Sträter mit Blick auf den September.

Wer aber soll so bald über Kürzungen oder Schließungen ganzer Bereiche entscheiden, lautete eine Frage aus dem Publikum. Das Rektorat, sagte Sträter, müsse hier die Verantwortung übernehmen. Foljanty-Jost war anderer Meinung: Der Senat müsse in Einbeziehung aller Statusgruppen zu den entsprechenden Entscheidungen gelangen.

Einigkeit herrschte hingegen bei Themen wie dem zurzeit praktizierten Ausbildungsstopp an der Universität und zum Stand der Bemühungen um die Inklusion. Hier vertraten die Kandidaten die abgestimmten Positionen des Rektorats, dem sie beide angehören. Auch bei der Frage nach dem Team der Prorektoren gab es Einhelligkeit: Beide wollten noch keine Namen nennen.

Kommentar schreiben

Auf unserer Webseite werden Cookies gemäß unserer Datenschutzerklärung verwendet. Wenn Sie weiter auf diesen Seiten surfen, erklären Sie sich damit einverstanden. Einverstanden