In 100 Tagen aufs nächste Level

25.02.2021 von Ann-Sophie Henne in Wissenstransfer
Der Transfer- und Gründerservice hat mit der „100-Tage-Challenge“ erstmals ein Format zur Projektentwicklung getestet, das Studierende und Forschende dabei unterstützt, Geschäftsideen in 100 Tagen marktstrategisch weiterzuentwickeln und auf die Unternehmensgründung vorzubereiten. Diese Woche endete das Programm. Die Gründungsberater Steffen Ahrens und Stefan Miethig, die den 25 Teilnehmenden als Moderatoren und Vertrauenspersonen zur Seite standen, blicken zurück.
Teilnehmende und Gründungsberater-Team bei der 100-Tage-Challenge. Sie fand zum ersten Mal statt - coronabedingt online.
Teilnehmende und Gründungsberater-Team bei der 100-Tage-Challenge. Sie fand zum ersten Mal statt - coronabedingt online. (Foto: Screenshot)

Der Pilot des Formats „100-Tage-Challenge“ ist in dieser Woche zu Ende gegangen. Welches Resümee ziehen Sie heute?
Miethig: Ich fand wirklich schön, dass wir so viele Menschen mit unserer Beratungsleistung erreichen und den Teams zeigen konnten, dass wir ihnen 100 Tage lang ein volles Programm und intensive Betreuung bieten können.

Ahrens: Bemerkenswert fand ich auch, wie stark sich die 15 Teams in dieser Zeit weiterentwickelt und wie gut sie zusammengearbeitet haben.

Im Journalismus gibt es die Faustregel, zum Beispiel einer neuen Regierung eine 100-Tage-Frist zuzugestehen. Erst danach folgt eine Bewertung, die sogenannte 100-Tage-Bilanz. War dieses Zeitfenster rückblickend auch für die Gründungsteams geeignet, um erste Ergebnisse zu erzielen?  
Ahrens: Ja, 100 Tage haben dafür definitiv ausgereicht. Mit ihrer Teilnahme haben die Teams ja eine Art Wanderkarte für die nächsten Schritte hin zur Gründung an die Hand bekommen. Damit ist man schneller, als wenn man ziellos umherirrt. Insbesondere die zeitlich festgelegten Angebote wie Workshops und Gründernachtschichten waren wichtige Orientierungspunkte und Meilensteine, die gezeigt haben, wo die Reise langgehen kann.

Die 100-Tage-Challenge war Teil eines Seminars für Masterstudierende der Wirtschaftswissenschaften. Sie standen den Teams als Sparringspartner für betriebswirtschaftliche Fragestellungen zur Verfügung. Welchen Benefit hatten Studierende und Gründerteams?  
Miethig: Es war ein Erkenntnisgewinn für beide Seiten: Die Studierenden konnten ihr theoretisches Wissen an einer realen Fallstudie testen und die Gründungsteams konnten von diesem Wissen profitieren. Die Zusammenarbeit lief so gut, dass sich neue Teamkonstellationen durch die Einbindung der Studierenden ergeben haben.

Die meisten Teilnehmenden haben während dieser Zeit ihr Studium vorangetrieben, viele haben nebenher noch gearbeitet. Ist es unter diesen Voraussetzungen überhaupt möglich, 100 Tage lang voll am Ball zu bleiben?
Ahrens: Ein Gründungsprojekt kommt ja aus einem selbst heraus und diese intrinsische Motivation macht sehr viel möglich – auch neben Studium und Job. Man bekommt viel hin, wenn man für sein eigenes Baby kämpft. Und wer wirklich gründen will, ist in der Regel auch bereit, 100 Tage in seine Gründungsidee zu stecken. Wenn auch natürlich nicht immer gleich intensiv.

In dem Programm haben Sie Strategiewerkzeuge, Innovationstools und Gründungswissen vermittelt, aber auch zahlreiche Expertinnen und Experten an Bord geholt. Was hat die Teams im Rückblick besonders weitergebracht? 
Miethig: Mit unserem Input zur Zielgruppenbefragung und Positionierung haben wir einen wichtigen Grundstein gelegt, auf dem die Expertinnen und Experten mit den Themen Akquise, Marketing und Pitchtraining dann aufgebaut haben. Alle Tools helfen einem nicht wirklich weiter, wenn man seine Zielgruppe nicht versteht. Hier benötigt es den Mut, sich sehr stark zu fokussieren und die Zielgruppe einzugrenzen.

Ahrens: Zusätzlich war sicher auch der Zugang zu unserem Mentoren-Netzwerk hilfreich. Bei einer Veranstaltung hatten einige Teams beispielsweise die Möglichkeit, ihr Projekt vor Mentorinnen und Mentoren aus derselben Branche zu pitchen, sich von ihnen Erfahrungswissen und Netzwerkkontakte abzuholen und gemeinsam die nächsten Schritte zu durchdenken.

Welche Geschäftsmodelle wurden entwickelt?
Miethig: Unter den Projekten sind Medizinprodukte, IT-Lösungen und biologische Dienstleistungen, aber auch ein Spielzeugfahrrad, Beratungs- und Coachingmodelle, eine Illustratorin und ein Gastronomiekonzept für ein künftiges Café in Halle.

Für die Teams hört die Reise nach der 100-Tage-Challenge ja nicht auf. Wie begleiten Sie sie auf ihrem Weg zur Unternehmensgründung weiter?
Ahrens: Sie können jetzt intensive Einzelberatung und marktorientiertes Coaching in Anspruch nehmen und weitere unserer Veranstaltungen wie den nächsten Expertendialog zu Rechtsformen besuchen. Wir helfen ihnen außerdem bei der Auswahl und Antragstellung für Förderprogramme – oder bei der Suche nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten.

Miethig: Die Teams können bei uns auch IP-Fragen klären und unsere Labors und Werkstätten zur Prototypenentwicklung nutzen. Außerdem bekommen sie Zugang zu unserem Mentoren-Netzwerk und weiteren Gründungsnetzwerken. Im Idealfall können die Teams dieser 100-Tage-Challenge dann wiederum den Teams der kommenden 100-Tage-Challenge Tipps geben. Denn: Nach den 100 Tagen ist vor den nächsten 100 Tagen.

Wann startet die nächste 100-Tage-Challenge, wie kann man sich bewerben?

Die nächste 100-Tage-Challenge des Transfer- und Gründerservice der MLU startet am 12. April 2021. Für die Teilnahme ist die Einsendung eines kurzen Ideen-Steckbriefs erforderlich, der Felder für Kontaktdaten und fünf kurze Fragen zur Gründungsidee enthält. Das PDF soll mit dem Betreff „Bewerbung 100-Tage-Challenge Frühjahr 2021“ per Mail an: stefan.miethig@gruendung.uni-halle.de gesendet werden. Weitere Informationen zur 100-Tage-Challenge stehen auf der Webseite des Transfer- und Gründerservice.

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