Gedenken am Jahrestag der Bücherverbrennung

Prof. Dr. Theo Jung vom Institut für Geschichte der Universität richtete ein Grußwort an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gedenkveranstaltung, die von „Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage“ organisiert wurde. Zu den bitteren Erkenntnissen gehöre, dass die Bücherverbrennungen von 1933 „zwar von einer sehr lautstarken, aber letztlich doch beschränkten Gruppe von Studenten ausgingen, dass ihre Wirkung jedoch nicht zuletzt von ihrer schweigenden Hinnahme durch eine große Mehrheit der damaligen Bevölkerung mitbedingt wurde“, sagte er. Zudem verwies der Historiker auf Fälle von Verbrennung von Büchern in jüngster Vergangenheit, um die Aktualität des Themas zu unterstreichen. Er nannte unter anderen Beispiele aus Dänemark, Schweden und Kanada, aber auch einen Fall aus dem Jahr 2016, bei dem in Rostock ein Koran angezündet wurde. „Aus diesem Grund mahnt uns die Erinnerung an die Bücherverbrennung heute an die Notwendigkeit, Widerworte zu finden“, so Jung.
Der Vorsitzende des Studierendenrates der MLU Ferdinand Kirchfeld betonte: „Menschen aus der vermeintlichen Mitte der Gesellschaft waren es damals, die Bücher in Flammen setzten.“ Er rief dazu auf, mutig gegen rechtes Gedankengut aufzustehen.
Fast 140 Autorinnen und Autoren standen 1933 auf dem sogenannten „Halleschen Generalindex“, in dem die zu verbrennenden Bücher aufgelistet wurden. Darunter waren Erich Kästner, Else Lasker-Schüler, Bertolt Brecht, Irmgard Keun und Kurt Tucholsky. Ihnen widmeten Schülerinnen und Schüler der Theater-AG des Georg-Cantor-Gymnasiums während der Gedenkveranstaltung eine szenische Lesung auf dem Universitätsplatz. Zitiert wurde in einem weiteren Beitrag auch die in der vergangenen Woche verstorbene Holocaust-Überlebende Margot Friedländer: „Seid Menschen. Wir sind alle gleich.“