Der „Foodchemprof“ auf Instagram: Lebensmittelmythen im Faktencheck

05.12.2025 von Tom Leonhardt in Wissenschaft
Prof. Dr. Daniel Wefers erreicht mit seinen Videos Tausende Menschen bei Instagram. Als „Foodchemprof“ informiert er regelmäßig über Lebensmittel, ihre Verarbeitung und Zusatzstoffe – und nimmt dabei auch Falschinformationen in den Fokus. Mehr als 13.000 Menschen folgen seinem Profil. Im Interview spricht der Professor für Lebensmittelchemie über seine Arbeit und Erfahrungen.
Die Instagram-Videos von Daniel Wefers erreichen zahlreiche Menschen.
Die Instagram-Videos von Daniel Wefers erreichen zahlreiche Menschen. (Foto: Maximilian Kümmerling)

In Ihren Videos liefern Sie regelmäßig fundierte Informationen über Lebensmittel und Zusatzstoffe. Das ist eine besondere Art der Wissenschaftskommunikation, die sich direkt an die Menschen richtet. Warum haben Sie damit angefangen? 
Daniel Wefers: Mich hat einiges an der Debatte über Lebensmittel und Zusatzstoffe einfach genervt. (lacht) Es ist frustrierend, wenn man zum Beispiel regelmäßig TV-Berichte zu Lebensmitteln und Zusatzstoffen sieht, ohne dass darin eine Person zu Wort kommt, die sich tatsächlich mit der Zusammensetzung von Lebensmitteln auseinandersetzt oder etwas davon versteht. Meiner Meinung nach ist es wichtig, als Forscher komplexe Dinge einfach erklären zu können und Menschen außerhalb der eigenen Filterblase zu erreichen.

Dabei kritisieren Sie auch häufig die Beiträge großer Accounts, zum Beispiel von Ernährungsmediziner Matthias Riedl oder von TV-Koch Sebastian Lege. Was stört Sie an den Beiträgen?
Letztendlich stören mich alle Beiträge auf den sozialen Medien, in denen „Chemie“ in Lebensmitteln pauschal verteufelt wird. Wenn jemand solche wahnsinnig einfachen Lösungen oder Erklärungen für so komplexe Systeme wie Lebensmittel oder Zusatzstoffe liefert, sollte man immer skeptisch sein. Mein Ziel ist eine rationale und angstfreie Betrachtung aller Aspekte, die mit Lebensmitteln und Chemie verknüpft sind. 

Daniel Wefers
Daniel Wefers (Foto: Markus Scholz)

Über welche Themen berichten Sie? 
Ich rede vor allem über die „Chemie“ in Lebensmitteln und sogenannte hochverarbeitete Lebensmittel, weil es hier großen Bedarf an sachlich fundierten Informationen gibt. Dazu gehören Fragen wie: Sind hochverarbeitete Lebensmittel automatisch schlecht? Ist vegane Wurst ein wertloses Kunstprodukt voller unnötiger Zusatzstoffe? 

Ihre Videos gehen oft sehr ins Detail und Sie erklären viele Hintergründe, zum Beispiel zur Wirkung einzelner Zusatzstoffe. Wie viel Arbeit ist es, ein Video zu erstellen?
Manche Videos, auf die ich reagiere, sind so grundlegend falsch, dass sie sehr einfach widerlegbar sind. Bei komplexeren Themen liefere ich dann auch wissenschaftliche Quellen, um Details und Zahlen entsprechend zu belegen. Ich möchte natürlich alles möglichst exakt darstellen. Dann schreibe ich ein Skript für das Video, denn ganz spontan kann ich nicht so kompakt und präzise formulieren, wie ich es mir wünsche. Meine Videos sind technisch sehr einfach produziert. Ich habe die Produktion für mich so optimiert, dass ich möglichst wenig Zeit benötige.

Ihre Videos sind vergleichsweise lang. Bleiben Ihre Zuschauerinnen und Zuschauer trotzdem dran?
Ein Viertel bis die Hälfte der User steigt eigentlich immer nach den ersten Sekunden aus, dann ist es je nach Video unterschiedlich. Aber es sind immerhin etwa zehn bis 20 Prozent, die bis ganz zum Schluss dranbleiben. Bei erfolgreichen Videos mit fünf- oder sechsstelligen Abrufzahlen kommt da schon etwas zusammen. 

Für längere Videos wie Ihre sind das gute Zahlen, wenn so viele Menschen bis zum Schluss dranbleiben. Welche direkten Reaktionen erhalten Sie darüber hinaus? 
Wenn ein Video hauptsächlich meine Followerinnen und Follower erreicht, ist das Feedback überwiegend positiv. Wenn es weitere Kreise zieht, findet sich jegliche Art von Kommentar darunter. Da steht dann auch manchmal Quatsch. Im Vergleich zu Twitter/X ist es aber noch nicht ganz so schlimm. Man muss allerdings lernen, damit umzugehen und bestimmte Kommentare zu ignorieren. Wenn ich auf unsinnige Kommentare reagiere, mache ich das vor allem für die anderen Mitlesenden, damit unsinnige Kommentare nicht unwidersprochen bleiben.

 

Zum Instagram-Profil von Daniel Wefers

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