Bloggen aus der Vormoderne

04.10.2011 von Corinna Bertz in Studium und Lehre, Campus
Alte Geschichte und neue Medien ‒ für viele passt das bis heute nicht besonders gut zusammen. „Eine gewisse Scheu ist da zum Teil noch zu erkennen“, gibt Dr. Katrin Moeller zu. Und die wenigsten Studiengänge bieten beides im Tiefgang. „Aber der Markt dafür ist da“, ist die bloggende Historikerin überzeugt. Sie sorgt dafür, das am halleschen Institut für Geschichte schon länger fleißig gebloggt und gepostet wird. Blogs sind ein wichtiger Bestandteil ihrer Seminare. „Nur so erfährt jeder, wie man bloggt und welche Schwierigkeiten dabei auftreten können.“
Dr. Katrin Moeller betreut unter anderem das Portal zur Hexenforschung auf historicum.net
Dr. Katrin Moeller betreut unter anderem das Portal zur Hexenforschung auf historicum.net (Foto: Maike Glöckner)

In ihrem letzten Seminar haben die Studenten ein gemeinsames Blog als wissenschaftliche Plattform aufgebaut, in dem sie über ihre Projektarbeiten schrieben. Damit sind die virtuellen Möglichkeiten der technikbegeisterten Dozentin aber längst nicht ausgeschöpft. Um im Netz weiterdiskutieren zu können, haben ihre Seminarteilnehmer ein eigenes kleines Content Management System namens „Noctua“ gebastelt. Auch ein Chat wurde in der Lehrveranstaltung angeboten. „Inwieweit der genutzt wurde, weiß ich zwar nicht. Aber das Schöne am Netz ist ja, dass man all diese verschiedenen Möglichkeiten anwenden kann und trotzdem nicht auf ein Medium festgelegt ist.“

Schon als Kind hat Katrin Moeller gerne den von ihrem Bruder selbstgebastelten PC auseinandergenommen, erzählt sie: „Das Ding war ständig kaputt. Ich habe gerne daran herumgeschraubt und dadurch sehr viel über Computer gelernt.“ Für die Berufswahl war trotzdem das Interesse an Geschichte, insbesondere an der Vormoderne, ausschlaggebend. Auf moderne Technik hat die engagierte Historikerin dennoch nie verzichtet. Am Institut für Geschichte leitet sie die Abteilung „Neue Medien und quantitative Methoden“ und das Historische Datenzentrum Sachsen-Anhalt.

Auf dem großen geschichtswissenschaftlichen Online-Portal „historicum.net“ betreut sie außerdem den Bereich der Hexenforschung. Im Wintersemester sollen jetzt dazu in einem Master-Seminar Filmanimationen umgesetzt werden. „In dem Bereich habe ich in letzter Zeit viel probiert, unter anderem weil ich mit meinen Kindern zusammen ein paar Brickfilme gedreht habe.“ Über 1.000 Einzelaufnahmen von Legofiguren werden in Brickfilmen zusammengefügt, um die Figuren zu animieren.

Das jüngste Blog-Projekt am Institut für Geschichte ging noch vor dem Semesterstart online: In „Praktikabel“ sollen Studenten über ihre Praktika berichten. Denn das wertvollste an den Blogs und Online-Portalen ist für sie der Wissensaustausch, der dadurch möglich wird. „Diese Medien haben in den Geschichtswissenschaften eine Wissensrevolution ausgelöst. Für das, was in den nationalen Digitalisierungsprojekten online zur Verfügung gestellt wird, wäre ich sonst fünf Jahre lang durchs Land gereist!“

Die Geschichts-Blogs im Überblick:

„Praktikabel“ ‒ Ein Blog über Praktika im Geschichtsstudium

„Porta Nova“ ‒ Studenten bloggen über neue Medien in den Geschichtswissenschaften

„Noctua“ ‒ Studentische Rezensionen zu Lehr- und Lernsoftware für Historiker

Hasenneger, Bolettenweiber und Roßtäuscher ‒ Ein Blog über verschwundene Arbeit und historische Berufe

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