Ausstellung zeigt Reil als genialen Hirnanatom

22.11.2013 von Ricarda Baer in Varia
Medizinische Präparate, ein historischer Matrikelband mit Reils Originalunterschrift und wertvolle akademische Urkunden. Diese und andere Exponate zeigt ab heute das Universitätsmuseum im Löwengebäude in der Ausstellung „Die Vorstellung von Hirn und Seele von Johann Christian Reil bis heute“ anlässlich seines 200. Todestages.
Reil-Ausstellung zeigt Präparate aus den Meckelschen Sammlungen.
Reil-Ausstellung zeigt Präparate aus den Meckelschen Sammlungen. (Foto: Michael Deutsch)

Ein abgedunkelter Raum. In Alkohol eingelegte Gehirne und ein Querschnitt eines menschlichen Kopfes werden in Glasvitrinen künstlich beleuchtet. Es wirkt im ersten Moment schaurig. Doch so richtig echt sehen sie nicht aus. Erst bei näherem Betrachten wird klar, dass sie nicht künstlich sind. Es handelt sich um medizinische Präparate aus den Meckelschen Sammlungen. Sie veranschaulichen auf faszinierende Art und Weise Reils revolutionäre Entdeckungen.

„Reil ist einer der bedeutendsten Hirnforscher aller Zeiten.“, erklärte Professor Rüdiger Schultka, Leiter der Meckelschen Sammlungen. „Er hat die Forschung entscheidend vorangetrieben, weil er dazu beitrug, dass das Gehirn anders präpariert wurde. Durch seine besondere Präparationsart fand er auch seine berühmteste Entdeckung: die Reilsche Insel.“

Mit dieser und anderen Entdeckungen, die in der Ausstellung zu sehen sind, prägte Reil maßgeblich und nachhaltig das Fachgebiet der Anatomie und somit auch Physiologie. So wissen Mediziner heute beispielsweise, dass die Reilsche Insel ein Knotenpunkt für viele wichtige Funktionen ist, wie zum Beispiel für die Wahrnehmung von Geruch und Geschmack sowie für die Generierung der Sprache.

Ein zweiter Raum zeigt historischer Schriftstücke und Bilder: Eigenhändige Unterschriften in den Matrikelbänden der Universität von Reils Vater und Reil selbst, seine Promotion und weitere wichtige akademische Urkunden. Bilder aus seiner Zeit zeigen ihn und die Klinik, an der er in Halle wirkte. Zu sehen ist zudem die Gedenkmedaille auf seinen Tod, auf die die Titel seiner wichtigsten wissenschaftlichen Arbeiten eingeprägt sind.

Alle Stücke werden im Original präsentiert. Sie zeigen das akademische Leben Reils, der 23 Jahre an der halleschen Universität wirkte. Die originalen Schriftstücke und Bilder sind einmalig in dieser Konstellation: „Was hier ausgestellt wird, ist in Fülle und Originalität noch nicht gezeigt worden.“, sagt der Kurator der Ausstellung und Präsident der Vereinigung der Freunde und Förderer der Martin-Luther Universität (VFF) Dr. Ralf-Torsten Speler.

Die Ausstellung wurde von der VFF in Zusammenarbeit mit der Universität organisiert. Sie gibt neben dem akademischen Leben Reils einen beeindruckenden Einblick in seine Entdeckungen, die den Ausgangspunkt für die moderne Hirnforschung darstellen. So ist es möglich in die medizinische Welt seiner Zeit einzutauchen und zu sehen, was er erforschte, welche bahnbrechenden Entdeckungen er gemacht hat und worauf sich sein Ruhm gründet.

Das Museum Universitatis im Löwengebäude zeigt die Ausstellung vom 22. November bis zum 20. Februar. Geöffnet ist jeweils von Dienstag bis Freitag 11 bis 14 Uhr und 15 bis 18 Uhr und sonntags 14 bis 18 Uhr. Zudem gibt es noch zwei Ausstellungen, die andere Zugänge zu Reil bieten. Ab dem 10. Dezember stellt das Kunstforum Reil als kulturell engagierten Bürger und als Stadtphysikus in den Mittelpunkt. In der Moritzburg wird seine Person und sein zentraler Forschungsgegenstand, das Gehirn, künstlerisch bearbeitet. Dabei wird, in dieser ebenfalls seit heute zugänglichen Ausstellung, ein Experimentalfilm gezeigt.

Pressemitteilung zur Ausstellung

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