Tagung zur Neuen Rechten: „Inszenierungen durchbrechen“

26.10.2018 von Manuela Bank-Zillmann in Campus
Ende September gab es zum Thema „Medien und Neue Rechte“ eine Tagung in der Abteilung Medien- und Kommunikationswissenschaften – ohne öffentliche Einladung. In einem geschützten Raum sollten vor allem auch mit Studierenden Strategien zum medialen Umgang mit den Vertretern eines neuen Rechtsextremismus besprochen und erarbeitet werden. Über die Idee und das Fazit der Tagung sprach „campus halensis“ mit Maren Schuster, Leiterin des Masterstudiengangs „MultiMedia & Autorschaft“.
Maren Schuster leitet den Masterstudiengang „MultiMedia & Autorschaft“.
Maren Schuster leitet den Masterstudiengang „MultiMedia & Autorschaft“. (Foto: Evi Lemberger)

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Neue Rechte nimmt zu – diese ist auch stark anwendungsbezogen, beschäftigt sich ganz konkret mit der Frage: „Wie gehen wir mit denen um?“ Auch die Medienwissenschaftler sind da natürlich gefragt. Wie kamen Sie auf die Idee zu der Tagung in speziell diesem Format? Öffentliche Einladungen gab es ja nicht.
Maren Schuster: Unsere Studierenden möchten sich journalistisch mit der gesellschaftlichen Lage und den Neuen Rechten beschäftigen. Innerhalb der Seminare sind wir deshalb zügig auf die Frage gestoßen, wie man medial adäquat mit dem neurechten Spektrum und seinem Wirken umgeht. Tatsächlich bewegt uns in der Abteilung für Medien- und Kommunikationswissenschaft das Thema auch, dass wir mit Studierenden konfrontiert sind, die der Identitären Bewegung angehören. Wir wollten auch ein Zeichen setzen. In einem nichtöffentlichen, geschützten Rahmen erschien uns die Wahrscheinlichkeit höher, dass wir eine konstruktive Verständigung erzielen, wie das aktuelle Medienschaffen aussieht und welche Strategien hilfreich sind, um den von uns im Vorfeld diagnostizierten Problemen zu begegnen.

Wer waren die externen Teilnehmerinnen und Teilnehmer? Wie reagierten diese auf die individuellen Einladungen?
Es waren Print-, TV- und Onlinejournalistinnen und -journalisten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen sowie zivilgesellschaftliche und kulturelle Akteurinnen und Akteure – aus Halle, Leipzig und Umgebung, aber auch aus Berlin, Dresden, Erfurt und Österreich. Sich in einem geschützten Umfeld mit dem Thema auseinandersetzen zu können, haben die Gäste durchweg positiv aufgenommen.

Warum ist solch ein Angebot wichtig für Ihre Studierenden?
Die Studierenden beschäftigt der Aufwind der rechtsnationalen und rechtspopulistischen Kräfte in unserem Land genauso wie die daraus resultierenden gesellschaftlichen Veränderungen. Damit ist auch für alle die Frage verbunden, wie sie sich künftig professionell als Journalistinnen und Journalisten oder als Filmemacherin und Filmemacher mit der Thematik auseinandersetzen können. Dieser Frage nicht nur in einem Seminar theoretisch nachzugehen, sondern sich mit aktiven Medienschaffenden auf Augenhöhe auseinandersetzen zu können, halte ich für wertvoll.

Wie haben die Studenten die Workshops vorbereitet?
Im Vorfeld haben die Studierenden ein Theorie-Seminar zu „Medien und Neue Rechte“ bei Claudia Böttcher besucht. Im Seminar gab es einen theoretischen Einstieg sowie exemplarische Analysen verschiedener Medienproduktionen. Im Mittelpunkt der Analyse stand dabei die Frage, ob die Berichterstattung über die Neue Rechte aufklärt und differenziert informiert oder ob sie emotionalisiert und Ideen sowie Personen der Neuen Rechten in ihrer Selbstinszenierung dient. Leitfragen und das Konzept zur Workshop-Tagung haben fünf Medienwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Abteilung erarbeitet und gemeinsam mit den Studierenden in Workshop-Ideen überführt. Die Studierenden haben an der Auswahl der Gäste mitgewirkt und einige auch innerhalb eines journalistischen Seminars im Vorfeld interviewt.

Welche Probleme im Umgang mit der Neuen Rechten sind während der Veranstaltung thematisiert worden?
Unsere Workshops haben sich mit neurechten Narrativen und ihrem unbeabsichtigten Eingang in die aktuelle Berichterstattung sowie den häufig emotionalisierenden, biographisch geprägten Medienerzeugnissen über neurechte Protagonisten auseinandergesetzt. Beides fungiert als unfreiwillige PR für das neurechte Spektrum.

Welches Fazit der Veranstaltung ziehen Sie? Kann sich die Medien- und Kommunikationswissenschaft hier in diesem gesellschaftlich wichtigen Gebiet weiter einbringen?
Deutlich geworden ist, dass es eine wesentliche Aufgabe ist, diese Inszenierungen zu durchbrechen. Hier sind Medienschaffende sowie Medienwissenschaftlerinnen und Medienwissenschaftler gefragt: Wir können sowohl wissenschaftlich-analytisch das Medienschaffen kommentieren als auch mit diesen Erkenntnissen in öffentliche Debatten hineinwirken und Diskussionen über unsere Fachgrenzen hinaus anstoßen.

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