Eine "Rattenfängerin" vor dem Wissenschaftsrat

03.05.2012 von Carsten Heckmann in Hochschulpolitik, Campus
Eine "Rattenfängerin" und knapp 50 Studierende: Um 13:25 Uhr startete heute auf dem Universitätsplatz ein Flashmob. Die Teilnehmer folgten der Flötenspielerin ins "Unternehmen Uni" und setzten damit ein Zeichen gegen "finanzorientierte Politik". Aus Sicht der Initiatoren eine gelungene Aktion anlässlich der Begutachtung der Universität durch den Wissenschaftsrat. Doch es gab auch kritische Stimmen.
Flashmob auf dem Uni-Platz: Knapp 50 Studierende folgten der "Rattenfängerin" ins "Unternehmen Uni".
Flashmob auf dem Uni-Platz: Knapp 50 Studierende folgten der "Rattenfängerin" ins "Unternehmen Uni". (Foto: Carsten Heckmann)

"Wir wollen nicht, dass unsere Uni wie ein Unternehmen eine Wirtschaftsprüfung erhält", hieß es im Flashmob-Aufruf, verbreitet via Facebook. Und weiter: "Eine Universität soll mehr als eine Kosten-Nutzen-Rechnung sein! Lasst uns in Reih und Glied dem Rattenfänger finanzorientierte Politik ins Unternehmen Uni folgen!" Hintergrund der Aktion: die laufende Begutachtung der Martin-Luther-Universität durch den Wissenschaftsrat. Mehr als 100 Facebook-Nutzer meldeten sich für den Flashmob an, rund 50 nahmen teil - während zeitgleich der Wissenschaftsrat im Thomasianum tagte. "Das entspricht meinen Erwartungen", sagte im Anschluss Sebastian Lüdecke, studentischer Senator und Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. "Wir haben mit einem provokanten Bild gearbeitet, und das hat funktioniert."

"Was, bitteschön, soll denn ein Rattenfänger mit finanzorientierter Politik zu tun haben? Und möchte mir mal jemand verraten, welche Politik nicht finanzorientiert sein braucht? ", schrieb hingegen Nutzer "Carl Oz" auf Facebook - und nannte die Einladung zum Flashmob eine "unglaublich dumme Ankündigung". Andere warnten davor, "immer nur dagegen zu sein". Der Wissenschaftsrat habe sich doch immerhin auch mit Studierenden zu Gesprächen gestroffen.

Sebastian Lüdecke
Sebastian Lüdecke (Foto: Carsten Heckmann)

"Stimmt, aber nur für insgesamt eine Stunde", sagte Sebastian Lüdecke, selbst Teilnehmer einer der Gesprächsrunden. "Und wir müssen eben möglichst deutlich unserer Befürchtung Ausdruck verleihen, dass es bei dieser Begutachtung auch um Kürzungen geht." Professor Ludwig Eichinger, der die Arbeitsgruppe leitet, die die Martin-Luther-Universität begutachtet, stellte hingegen im Interview mit Radio Corax klar, dass er entsprechende Aussagen nicht zu den Aufgaben des Gremiums zähle. Er und die Co-Gutachter wollen demnach der Landesregierung am Ende nicht sagen: "Hier müsst ihr sparen und hier sollt ihr mehr ausgeben". Es gehe vielmehr darum, "zu beobachten, wo das Land viel Geld hingibt und ob sich das gelohnt hat". Wie die Universität ihr Profil stärke, wie sie Forschungsschwerpunkte bilde und mit anderen Hochschulen zusammenarbeite, das werde man sich ansehen.

"Der Wissenschaftsrat nimmt seinen Evaluierungsauftrag ernst, und ich glaube den Gutachtern auch", erklärte dazu am Nachmittag Flashmob-Mitinitiator Lüdecke. "Aber den Signalen aus dem Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium entnehme ich klar, in welche Richtung es gehen soll."

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