Tausende demonstrieren auf dem Uniplatz gegen Sparpläne der Landesregierung

30.04.2014 von Tom Leonhardt in Hochschulpolitik, Campus
Mehr als 6.000 Menschen haben am Dienstag, 29. April, in Halle gegen die Kürzungspläne der Landesregierung im Hochschulbereich demonstriert. Mit einem Protestzug vom Neuwerk bis auf den Universitätsplatz forderten Studierende, Wissenschaftler und Kulturschaffende eine bessere Finanzierung von Kultur und Bildung durch das Land. Anlass für die Demonstration war der Hochschulstrukturplan der Landesregierung, nach dem in Halle unter anderem die Institute für Psychologie, Informatik und Geowissenschaften geschlossen werden sollen. Auch das Studienkolleg in Halle könnte gestrichen werden.
Über 6.000 Menschen hatten sich dem Demonstrationszug am Dienstag angeschlossen.
Über 6.000 Menschen hatten sich dem Demonstrationszug am Dienstag angeschlossen. (Foto: Tom Leonhardt)

An der Burgstraße Ecke Neuwerk hatten sich bereits vor Beginn des Protests viele Demonstranten mit bunten Plakaten, Transparenten, Rasseln und Trommeln eingefunden. Der Zug mit mehreren tausend Menschen machte sich dann auf den Weg zur Leopoldina, in der zu diesem Zeitpunkt die Landtagsfraktionen tagten. Auf dem Friedemann-Bach-Platz meldete sich Beate Fleischer von der Citygemeinschaft zu Wort. Die Studenten in Halle seien ein ernstzunehmender Faktor für die lokale Wirtschaft. Das Wegfallen von 1.000 Studienplätzen würde sich in Halle sehr schnell negativ bemerkbar machen. Im Anschluss traten einige Studierende der bedrohten Institute sowie des Studienkollegs auf die Bühne und kritisierten die geplanten Schließungen.

Eine Studentin der Geowissenschaften etwa warf der Landesregierung vor, „mit dem geringsten Aufwand den größtmöglichen Schaden“ anzurichten. Ähnlich kritisch zeigte sich Felix Knispel, der an der MLU Informatik studiert: „Eine Universität ohne Informatik ist nicht mehr zeitgemäß!“ Die Informatik sei auf einzigartige Art und Weise mit vielen anderen Disziplinen verknüpft und würde in vielen Bereichen eine elementare Grundlage für deren Forschung darstellen. Während der gesamten Demonstration waren immer wieder Sprechchöre zu hören. Darunter auch die Parole "Geo bleibt!" – eine Anlehnung an die Botschaft des Bildungsstreiks aus dem vergangenen Jahr, dessen Motto "Halle bleibt" war.

Bereits am Friedemann-Bach-Platz vor der Leopoldina fand eine erste Kundgebung statt.
Bereits am Friedemann-Bach-Platz vor der Leopoldina fand eine erste Kundgebung statt. (Foto: Tom Leonhardt)

Auf dem Universitätsplatz meldete sich Professor Josef Lukas vom Institut für Psychologie zu Wort. Mit den geplanten Kürzungen an seinem Institut sei die Ausbildung von Bachelor- und Masterstudenten stark gefährdet. „Damit würde die Universität einige ihrer attraktivsten Studiengänge verlieren.“ Außerdem wäre die Ausbildung von Psychotherapeuten nicht mehr möglich. Für Lukas gehe es deshalb nicht nur darum, sein Institut zu schützen: „Wir wollen Schaden von dieser Universität, dieser Stadt und diesem Land abwenden.“ Neben Universitätsangehörigen sprachen auch Vertreter des Bündnisses „Grundschulen vor Ort“ sowie Kulturschaffende aus Sachsen-Anhalt, die vor allem dazu aufriefen, den Protest weiterzuführen.

Zum Schluss appellierte der Intendant des Neuen Theaters Matthias Brenner an den Gemeinschaftssinn der Bevölkerung: „Wir haben nur eine Chance, wenn wir gemeinsam zusammen stehen.“ Felix Schidlowski vom Aktionsbündnis MLU – Perspektiven gestalten fasste die Forderungen der Demonstranten zusammen: "Wir fordern eine Ausfinanzierung von Bildung und Kultur und eine flächendeckende Sicherung des Schulunterrichts in Sachsen-Anhalt."

Weitere Protestaktionen sind unter anderem bereits für den 1. Mai geplant. Dann lädt das Neue Theater zu einem gemeinsamen Mai-Singen. Für den 7. Mai sei ein „Jahrmarkt der Wissenschaft“ geplant, bei dem von 11 bis 17 Uhr Vertreter der von den Kürzungen bedrohten Fächer ihre Disziplinen auf dem Marktplatz in Halle präsentieren werden.

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