Schmetterlinge gegen das Vergessen

11.11.2019 von Maximilian Kröger in Varia
Die jüdische Vergangenheit und Gegenwart im eigenen Heimatort: Darüber haben zum ersten Mal Schülerinnen und Schüler aus Sachsen-Anhalt im Rahmen der „Jüdischen Kulturtage“ gesprochen. Ziel des Schülersymposiums am Orientalischen Institut der Uni Halle war es, Ideen auszutauschen und sich zu vernetzen.
Im großen Seminarraum des Seminars für Judaistik/Jüdische Studien wurden die Schülerprojekte vorgestellt.
Im großen Seminarraum des Seminars für Judaistik/Jüdische Studien wurden die Schülerprojekte vorgestellt. (Foto: Markus Scholz)

In der Grundschule „Hanoier Straße“ in Halle sind 360 Keramik-Schmetterlinge entstanden. Jeder davon steht für ein Kind, das im Holocaust sein Leben verloren hat. Peter Müller ist Schulsozialarbeiter an der Grundschule – er hat das „Schmetterlingsprojekt“ initiiert und es jetzt im Rahmen eines Schülersymposiums beim Seminar für Judaistik/Jüdische Studien der Uni Halle vorgestellt. Vorausgegangen war für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von sechs Schulen aus Halle, Wolmirstedt, Wittenberg, Köthen und Schönebeck eine Führung durch die Synagoge am Wasserturm in Halle.

Das Projekt an der Grundschule „Hanoier Straße“ soll nicht nur an die Opfer des Holocaust erinnern. Die Grundschulkinder sollen dadurch gleichzeitig gegen Hass, Antisemitismus, jede Form der Intoleranz sowie Diskriminierung stark gemacht werden. Alle Schülerinnen und Schüler haben an der Umsetzung des Projektes mitgewirkt. Die kindgerechte Vermittlung war jedoch eine Herausforderung für Müller: „Die ersten und zweiten Klassen waren für das Thema noch zu jung. Deswegen sagte ich den Kindern, dass jeder Schmetterling für ein verstorbenes Kind gefertigt wird – ohne bereits den genauen Hintergrund zu erklären.“ Den höheren Klassenstufen habe er das Thema  mithilfe des Buches „Terrible Things: An Allegory of the Holocaust“  nahegebracht.

Die Schmetterlinge entstanden an der Grundschule "Hanoier Straße".
Die Schmetterlinge entstanden an der Grundschule "Hanoier Straße". (Foto: Peter Müller)

Der Plan ist, dass die 360 Keramik-Schmetterlinge an die Fassade der Grundschule angebracht werden. Doch die wird gerade grundlegend saniert, daher haben die Schmetterlinge noch keinen Platz gefunden. Nach Cottbus ist die Grundschule in Halle die zweite deutsche Stadt, die sich damit am internationalen „The Butterfly Project“ beteiligt. Ziel ist es, mit dem Kunst- und Bildungsprojekt weltweit 1,5 Millionen Schmetterlinge in Gedenken an die Kinder des Holocaust zu schaffen.

Das Schülersymposium, auf dem neben Müller auch die anderen Schulen ihre Projekte vorgestellt haben, hat zum ersten Mal stattgefunden. „Die Erwartungen wurden übertroffen“, resümiert Dr. Anton Hieke, der in der Judaistik arbeitet und im Vorstand des Freundeskreises des Zunz-Zentrums aktiv ist, welcher die „Jüdischen Kulturtage“ organisiert. „Es hat sich gezeigt, wie hoch die Bereitschaft ist, sich mit der Universität zu vernetzen“, so Hieke. Aus diesem Grund werde bereits über eine Fortsetzung des Formats bei den nächsten „Jüdischen Kulturtagen“ in Halle nachgedacht.

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