Protest-Aktion: Ein "Jahrmarkt der Wissenschaf(f)ten"

07.05.2014 von Ute Olbertz in Hochschulpolitik, Campus
„Ohne uns bleiben die Teller leer“ oder „Die Psychologie geht – die Depression kommt“ war auf Plakaten zu lesen, die es zwischen bunten Zelten auf dem halleschen Marktplatz zu entdecken gab. Die Sonne schien und zahlreiche Besucher sahen sich auf dem „Jahrmarkt der Wissenscha(f)ften“ am Mittwoch, 7. Mai, neugierig um. Das „Aktionsbündnis MLU – Perspektiven gestalten“ hatte zu dieser besonderen Protestaktion eingeladen.

Zwischen 12 und 17 Uhr präsentierten sich die Fachbereiche, die im Hochschulstrukturpapier vom der Landesregierung zur Disposition gestellt wurden: Psychologie, Geowissenschaften und Geographie, Sportwissenschaft, Informatik, Medien- und Kommunikationswissenschaften sowie das Studienkolleg. Vor allem Studierende der betreffenden Fächer engagierten sich für ihre Institute, gestalteten den Markt und boten für Groß und Klein vielfältige Aktionen zum Mitmachen an. Gemeinsam mit ihren Hochschullehrern stellten sie praxisnah ihre Wissenschaft vor und zeigten, wie wichtig ihr jeweiliges Fach für die Entwicklung der Stadt Halle ist. Eindrücke vom "Jahrmarkt der Wissenschaf(f)ten":

„Wenn man sich an unseren Häusern alles weg denkt, das mit ,Geo‘ zu tun hat, bleibt von den Gebäuden nichts mehr übrig“, sagte der Geowissenschaftler Dr. Thomas Degen. „Angefangen von Beton über Ziegel, Klinker bis hin zu Glas und Metall fallen Baumaterialien in den Bereich der Geologen, das kann sonst niemand.“ Mit originellen Ideen warteten die Studierenden auf: So verteilten die Lehramtsstudenten ein für die Landesregierung ausgestelltes Zeugnis mit der Note 6 in den Fächern „Zukunftsperspektiven errechnen“ und „Wertschätzung der eigenen Bildungslandschaft“, eine 1 dagegen gab’s in „Ressourcenberaubung“.

Die Psychologen hatten gar eine Couch zur „psychologischen Beratung“ für die Landesregierung (?) – aber insbesondere für interessierte Bürger – aufgestellt. Angehende Psychologen boten hier Beratungen unter freiem Himmel zu Themen wie Schlafprobleme, Stress, Entwicklung des Gedächtnisses oder Lese-Rechtschreib-Schwäche an. Außerdem konnten Interessenten Persönlichkeitstests ausprobieren. „Wir wollen mit diesem Jahrmarkt demonstrieren, dass die Spardebatte nicht einfach an uns vorüber geht“, sagte die Lehramtsstudentin Olivia Kleinfeld. „So zeigen wir den halleschen Bürgern, was Wissenschaft leisten kann.“

Auch das Studienkolleg beteiligte sich an dem Protest.
Auch das Studienkolleg beteiligte sich an dem Protest. (Foto: Maike Glöckner)

Für das Studienkolleg machten sich internationale Studierende stark und gingen mit den Besuchern durch, was „Guten Tag“ in den verschiedensten Sprachen heißt. Ohne Sprachkenntnisse im fremden Land – so wurde vielen Hallensern dabei bewusst – fühlt man sich recht verloren. Sportpsychologe Prof. Dr. Oliver Stoll wies auf die enorme Bedeutung des Sports hin: „Das Department ist die einzige im Sport zum Lehramt ausbildende Institution in Sachsen-Anhalt.“ Gerade erst 2004 sei der neue Studiengang „Sport und Ernährung“ eingerichtet worden, der sich so gut etabliert habe und extrem großer Nachfrage erfreue.

Kein Studiengang sei verzichtbar, betonte auch der Informatiker Prof. Dr. Matthias Müller-Hannemann und wartete mit Fakten auf: „In der Stadt Halle beschäftigen sich insgesamt 438 Unternehmen mit Informations- und Kommunikationstechnologien. Wo sollte künftig der Nachwuchs herkommen, der jetzt schon ständig nachgefragt ist.“ Das betreffe ebenso zukunftsträchtige Fächer wie die Medien- und Kommunikationswissenschaften. Diese lockten mit moderner Medientechnik und Musik, die noch weithin zu hören war, zu ihrem Stand.

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