Unisport mit Langen Messern

06.07.2011 von Nadine Gonnschorek in Studium und Lehre, Campus
Sie sind beliebter als so manche Vorlesung: Kurse am Universitätssportzentrum sind oft in wenigen Minuten ausgebucht. Passend zum Titelthema „Gesundheitsförderung“ werden an dieser Stelle in den folgenden Wochen einige der Kurse vorgestellt. Die kleine Serie beginnt mit einem Sportkurs, der sich auf das Spätmittelalter beruft: dem historischen Fechten.

Jeden Montag um 20 Uhr stehen sich Noreen Richter und Daniel Emmerich in der Turnhalle des Instituts für Kunstgeschichte mit zwei Langen Messern aus Holz gegenüber. Für Außenstehende mag das merkwürdig erscheinen, doch für die beiden hat sich dieses Ritual zu einem festen Hobby etabliert. Sie nehmen am Unisportkurs „Historisches Fechten“ teil. „Ich brauchte einen Ausgleich zum Studium und wollte etwas Außergewöhnliches machen,“ sagt der Chemiestudent Daniel Emmerich. „Historisches Fechten ist eine sehr abwechslungsreiche Sportart. Es erfordert nicht nur Kraft und Ausdauer, sondern auch Konzentration“, fügt Noreen Richter hinzu.

Fechter mit Langen Schwertern in Aktion.
Fechter mit Langen Schwertern in Aktion. (Foto: Nadine Gonnschorek)

Konzentration ist seit jeher ein bedeutender Faktor beim historischen Fechten. Denn im Spätmittelalter, dem Entstehungszeitraum grundlegender Kampftechniken, ging es um Leben oder Tod. Oftmals wurden Kämpfe ausgetragen, wenn bei Streitigkeiten keine Einigung erzielt werden konnte. Gerichtsfechten heißt diese Form der Konfliktbewältigung. Entschied man sich für einen Kampf, hatten die Beteiligten 40 Tage Zeit sich vorzubereiten. Adlige stellten in dieser Zeit oft einen Fechtmeister in ihre Dienste, der ihnen Unterrichtsstunden erteilte. Später schickten sie Lohnkämpfer, um Streitigkeiten mit der Waffe für sich austragen zu lassen.

Mittelalterliche Bücher als Fechtvorlage

Ebenfalls zu dieser Zeit entstanden die ersten Fechtbücher. Als Auftragswerke dokumentieren sie entscheidende Kampftechniken. Diese dienen als Grundlage für die heutigen Fechtkurse. „Die Übersetzung der in Frühneuhochdeutsch geschriebenen Werke ist sehr langwierig und anspruchsvoll“, verrät Martin Jensch, Gründer des Fechtvereins INDES in Halle. Die Vereinsgeschichte beginnt im Oktober 2005: Martin Jensch durchstöbert aus Interesse an historischen Waffen alte Bücher. Fündig wird er schließlich in der Bibliothek der Germanistik.

Über einen Aushang an der Universität sucht er weitere Interessierte. Schnell kommt eine kleine Gruppe von etwa zehn Leuten zusammen. Die ersten Trainingsstunden finden in einer kleinen leer stehenden Wohnung statt, im Sommer trainiert das Team vorerst an der Pauluskirche. Ein erster Versuch, die historische Fechtkunst beim Unisport einzuführen, misslingt aufgrund fehlender Raumkapazitäten. Erst als im Jahr 2008 die erneute Bewerbung beim Unisport mit Begeisterung angenommen wird, finden die Trainingsstunden in geeigneten Räumlichkeiten statt..

Auch Sicheln und Dolche im Angebot

Fechter mit Langen Schwertern in Aktion.
Fechter mit Langen Schwertern in Aktion. (Foto: Nadine Gonnschorek)

Mittlerweile hat sich das historische Fechten zu einem beliebten Unisportkurs entwickelt. Jeweils zum Wintersemester können sich Studierende auf der Internetseite des Unisports in den Kurs eintragen. Wer lernen möchte, historisch zu fechten, muss bei der Anmeldung schnell sein. „Das Interesse an der Sportart ist mittlerweile groß“, meint Martin Jensch. „Aus Kapazitätsgründen können nur 30 Teilnehmer zugelassen werden“.

Wer einen Platz auf der Liste ergattert, kann sich auf eine abwechslungsreiche Sportart freuen. Nach einer anspruchsvollen Erwärmung folgt die Wahl des Trainingsgeräts. Noreen erzählt: „Zu Beginn des Kurses konnten wir uns für eine Waffengattung entscheiden. Ich habe das Lange Messer ausgewählt.“

Das Lange Messer ist circa 90 cm lang, einschneidig und wird einhändig geführt. Die zweite angebotene Waffengattung ist das Lange Schwert. Bei einer Schwertlänge von 120 cm muss der Fechter mit beiden Händen agieren. Auch Daniel Emmerich versucht sich seit zwei Semestern an der Kunst des Langen Messers. Zusätzlich trainiert er bei INDES die Waffengattung Dolch. „Ich wollte mich nicht festlegen und Dolch ist genauso interessant wie das Lange Messer“, sagt der 22-Jährige. Seinen derzeit 20 Mitgliedern bietet der Verein auch noch den Unterricht in anderen speziellen Waffengattungen an: „Im Juni fand beispielsweise ein Sichel-Seminar statt“, berichtet Martin Jensch.

Webseite der Indes Fechtkünste

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