„Mein Prof ist ein DJ!“ – mit Radlerhosen und Ohrstöpseln

28.11.2011 von Melanie Zimmermann, Ute Olbertz in Studium und Lehre, Personalia, Campus
Dass MLU-Professoren etwas von der Kunst des Feierns verstehen und hinreichend viel „night fever“ zu erzeugen wissen, bewiesen sie erneut bei der zweiten Professorennacht in Halle am 24. November. Schon der radlerbehoste Biologe Robert Paxton sorgte als „starting act“ für einen Einlass-Stop und Wirtschaftswissenschaftler Hans-Ulrich Zabel entfachte „in absentia“. scientia halensis war dabei, als Jura-Professor Michael Germann in der zum Bersten gefüllten Schorre den nachhaltigen Medizinern die Show stahl und den Dezibelmesser an seine Grenzen führte.
Biologie-Professor Robert Paxton an den Turntables bei der Professorennacht 2011.
Biologie-Professor Robert Paxton an den Turntables bei der Professorennacht 2011. (Foto: Maike Glöckner)

Die diesjährige Professorennacht in Halle gestaltete sich zu einem „vollen Erfolg“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Als zwischen 23 und 0 Uhr nach und nach die Stars des Abends eintrafen, füllte sich die Schorre so rasant, dass man sich besorgt fragte, ob es den Professoren später noch gelingen würde, an die Turntables zu gelangen. In der für die Professoren hergerichteten „VIP“-Ecke schlüpften die Mediziner Bernd Fischer und Rüdiger Horstkorte in ihre DJ-Polohemden und gönnten sich „erstmal ein Bier“. Nachdem auch Biologe Paxton eingetroffen und eingekleidet war, verschwanden sie mit DJ Carniggia im Hinterzimmer, um eben schnell das Handwerk zu erlernen.

Gelegenheits-DJs mit Professorentitel (v. l. n. r.): Bernd Fischer, Rüdiger Horstkorte, Michael Germann und Robert Paxton
Gelegenheits-DJs mit Professorentitel (v. l. n. r.): Bernd Fischer, Rüdiger Horstkorte, Michael Germann und Robert Paxton (Foto: Maike Glöckner)

Kurz nach 1 Uhr war es endlich so weit: Professor Paxton trat in Radlerhosen und mit Strohhut ans DJ-Pult. Trommelfellerschütterndes Kreischen setzte ein. Lange Reden schienen schier unmöglich, und so erklangen auch schon die ersten Töne von Bob Marleys „No Woman, No Cry“. Das Publikum unterstützte den Gelegenheits-DJ mit Gesang und Feuerzeugen. Klischees hin oder her, ein gebürtiger Ire kennt und liebt Bono. Mit „Pride (In The Name Of Love)“ von U2 setzte er seine Session fort, bevor er die feierwütige Menge zu ABBAs „Dancing Queen“ und Lady Gagas „Bad Romance“ tanzen ließ. Der Dezibeltest folgte auf dem Fuße: Ganze 113 dB schrien die begeisterten Fans ihrem Professor entgehen.

1300 Besucher tummelten sich mittlerweile in der Schorre, und die Veranstalter verkündeten den Einlass-Stop. Der Andrang erstaunte nicht nur uns, sondern auch den irischen Promovenden David, der seinem Doktorvater Paxton nach Deutschland gefolgt ist. „Die Party ist unglaublich. Ich hätte nicht erwartet, dass so viele Leute hierher kommen würden!“

Als es nach dem schwungvollen Auftakt die Nachricht gab, Wirtschaftswissenschaftler Zabel sei erkrankt, war dies „längst kein Grund, nicht aufzulegen!“ Auf den Bildschirmen erschienen den Studierenden Botschaften ihres Professors. Darin verwies Zabel unter anderem auf die Worte Udo Lindenbergs „Lasst euch die Seele nicht entgleiten in der Hektik.“ Es sei wichtig, Songs aus vergangenen Zeiten zu bewahren. Nicht zuletzt teilte er mit, es gelte zu feiern nach allen Regeln der Kunst.

1300 Besucher verlockte die diesjährige Professorennacht zum Feiern
1300 Besucher verlockte die diesjährige Professorennacht zum Feiern (Foto: Maike Glöckner)

Das ließ sich niemand zweimal sagen, und so tobte die Menge zu Nenas „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“ und Steppenwolfs „Born To Be Wild“, beruhigte und entspannte sich einen Moment lang bei Louis Armstrongs „What A Wonderful World“, um bei „Satisfaction“ von den Rolling Stones erneut auszurasten. Unglaublich, aber wahr: Zabel erntete 115 dB, gewann „in absentia“ den ersten Zweikampf des Abends und erhielt den goldenen Notenschlüssel. Aber auch Paxton ging nicht ganz leer aus. Er bekam eine Flasche Sekt, die er sogleich mit seinen Studenten teilte.

Das Duo Fischer-Horstkorte bereitete sich in für sein Fach angemessener Weise auf seinen Auftritt vor: Bevor die zwei Mediziner an die Plattenteller traten, sicherten sie ihr Gehör mit Ohrstöpseln. Gegen 2 Uhr morgens rockten schließlich ein Anatom und ein habilitierter Biochemiker unter anderem zu Mando Diaos „Dance With Somebody“, Herbert Grönemeyers „Männer“ und Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“, und schwangen die Hüften zu ABBAs „Waterloo“. Fischer konnte dabei an seine Erfahrungen als DJ bei der „Anatomieparty“ im Sommer anknüpfen. Wer glaubte, den Party-Gästen müsse mittlerweile die Puste ausgegangen sein, hatte sich geschnitten. 117 dB kreischten sie für die rockfreudigen Mediziner hervor.

Vor dem letzten Auftritt des Abends stieg die Spannung ins Unermessliche, und nur einer schien die Ruhe zu bewahren: Ausgerechnet Jurist Michael Germann, „closing act“ des Abends, nippte auch kurz vor seinem Auftritt noch entspannt und entschlossen an seinem Bier.

An den Turntables angekommen begrüßte er die Studierenden aller Fakultäten und feuerte sie mit Donna Summers „I Feel Love“ an. Seine Aufgabe als DJ nahm er ernst und ließ also auch den „Scratch“ nicht aus, wofür er anerkennenden Beifall erntete. Tanzgeeignet und melodisch erklangen Aretha Franklins „Think“ und Gloria Gaynors „I Will Survive“, wozu auch Germann selbst – natürlich im Sakko – hinter dem Pult nicht stillstand. In seinem Element zu fühlen schien sich der Jurist bei Frank Zappas „Dancin' Fool“. Es passierte etwas, das wohl ein Großteil der Anwesenden noch in keiner Diskothek erlebt hat: Eine stetig wachsende Schlange bildete sich auf der Tanzfläche – die Studierenden tanzten eine Polonaise!

Satte 119 dB des Jubels ertönten morgens kurz vor 3 Uhr, und der assistierende DJ Carniggia meldete, dies habe nun offenbar auch den Dezibelmesser zerstört. Der Beifall wollte sich nicht einstellen, stattdessen forderte das Publikum eine Zugabe – „die erste Zugabe in der Geschichte der Professorennacht“, so DJ Carniggia. DJ Germann legte Rihannas „Shut Up And Drive“ auf und ließ die Menge noch einmal kräftig kreischen bei einem weiteren Scratch.

Es zeigte sich: Was Professor Germann sich vorgenommen hatte, gelang ihm auch. Seine Mischung war nicht nur „einigermaßen gefällig, aber nicht zu stromlinienförmig", er folgte auch seinem eigenen Geschmack, sofern er ihn "tauglich für den besonderen Einsatzzweck“ hielt. Damit entschied er nicht nur den Zweikampf, sondern den ganzen Abend für sich und erhielt als Sieger den goldenen Notenschlüssel.

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