Lesereihe nimmt Landleben in den Blick

07.01.2016 von Sarah Ludwig in Varia
Die Vorstellungen vom Leben auf dem Land könnten nicht unterschiedlicher sein. Einerseits locken romantische Verklärungen die Menschen in ihren Vorstellungen zurück ins Dorf. Andererseits sind fernab der Speckgürtel großer Städte jedoch ganze Landstriche vom Aussterben bedroht. In der Lesereihe „Über Land. Die Provinz im Zentrum zeitgenössischer Kultur“, die am Dienstag, 12. Januar, startet, beschäftigen sich sechs renommierte Schriftsteller mit den sozialen, technischen und kulturellen Entwicklungen und Umbrüchen auf dem Land. Konzipiert und organisiert wird die Veranstaltungsreihe vom Forschungsprojekt „Experimentierfeld Dorf“ am Germanistischen Institut und der Kulturstiftung des Bundes.
Die zeitgenössische Literatur hat nach der Großstadt das Landleben wieder für sich entdeckt.
Die zeitgenössische Literatur hat nach der Großstadt das Landleben wieder für sich entdeckt. (Foto: Colourbox)

Uckermark und Wetterau statt New York und Paris – die zeitgenössische Literatur hat nach der Großstadt das Landleben wieder für sich entdeckt. „Viele der Dorf-Romane, die in den letzten Jahren entstanden sind, beschäftigen sich mit verschiedensten Prozessen des Wandels ganzer Landstriche und den Menschen, die in ihnen leben. Sie reflektieren nicht nur aktuelle Probleme, individuelle Erinnerungen und kollektive Zukunftsaussichten, sondern sind auch literarisch innovativ und einfach schön zu lesen“, so Marc Weiland, wissenschaftlicher Koordinator des von der Volkswagenstiftung geförderten und von Prof. Dr. Werner Nell geleiteten Forschungsprojekts „Experimentierfeld Dorf“ am Germanistischen Institut.

Die Popularität des Themas ist Anlass für das Forschungsprojekt, gemeinsam mit der Kulturstiftung des Bundes eine Lesereihe ins Leben zu rufen, die sich mit dem Wandel der Gesellschaft auf dem Land beschäftigt. „Auch in alltäglichen städtischen Kontexten ist das Landleben allgegenwärtig, sei es nun medial vermittelt durch Zeitungen und Zeitschriften oder Film und Fernsehen“, so Weiland.

Ist das Dorf eine Lebens- und Sozialform, die Zukunft hat?
Ist das Dorf eine Lebens- und Sozialform, die Zukunft hat? (Foto: Simone Henninger unter Verwendung eins Fotos von irgendlink.de)

Den Auftakt der Lesereihe am Dienstag, 12. Januar, macht Andreas Maier mit seinem Werk „Der Ort“. Der Roman ist Teil seines elfteiligen autobiografischen Großprojekts, das die kontinuierlichen Veränderungen ländlicher Lebenswelten beschreibt. An fünf weiteren Terminen lesen Autoren wie Katharina Hacker, Jan Brandt und Saša Stanišić - der 2014 mit seinem Roman „Vor dem Fest“ den Leipziger Buchpreis gewonnen hat.

Im Fokus der Lesereihe steht aber nicht nur das literarische Dorf. „Wir haben weitere Akteure eingeladen, die sich auf dem Land engagieren. Zum Beispiel Kenneth Anders, der das Büro für Landschaftskommunikation im Oderbruch gegründet hat und im Gespräch mit Andreas Maier die Frage diskutieren wird, welchen Einfluss das Erzählen – sei es nun literarischer Natur oder nicht – auf ländliche Regionen hat. Das Publikum hat so auch die Möglichkeit, das Landleben aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und zu diskutieren“, so Weiland. Zudem gibt ein Fotoprojekt der Fachhochschule Potsdam in den Räumen der Kulturstiftung des Bundes Einblicke in das kulturelle Leben auf dem Land. Zehn ausgewählte Motive des Fotoprojekts wurden als Postkarten gedruckt, in der Stadt verteilt und sollen auf die Lesereihe aufmerksam machen.

Weitere Informationen auch unter: http://www.dorfatlas.uni-halle.de/index.php/lesereihe

Veranstaltungsort:

Kulturstiftung des Bundes

Franckeplatz 2

06110 Halle

Der Eintritt ist frei, die Platzzahl begrenzt

Termine:

12.01.2016 / 18.00 – 20.00 Uhr

Andreas Maier liest aus „Der Ort“

Anschließend diskutieren Kenneth Anders und Andreas Maier die Frage: „Welchen Einfluss hat das Erzählen auf eine Region“, moderiert von Prof. Werner Nell.

09.02.2016 / 18.00 – 19.30 Uhr

Katharina Hacker liest aus „Eine Dorfgeschichte“

08.03.2016 / 18.00 – 19.30 Uhr

Regina Scheer liest aus „Machandel“

12.04.2016 / 18.00 – 19.30 Uhr

Annika Scheffel liest aus „Bevor alles verschwindet“

03.05.2016 / 18.00 – 19.30 Uhr

Jan Brandt liest aus „Gegen die Welt“

08.06.2016 / 18.00 – 20.00 Uhr

Saša Stanišić liest aus „Vor dem Fest“

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Germanistik

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