Harz statt Hollywood

15.01.2016 von Maria-Luise Kunze in Forschung, Wissenschaft
Mitteldeutsche Drehorte werden für große Filme immer beliebter. Das ist ein Ergebnis der Studie „Filmstandort Mitteldeutschland“, die im Rahmen eines Seminars am Department für Medien und Kommunikation entstanden ist. Medienwissenschaftlerin Dr. Steffi Schültzke spricht im Interview über die Besonderheiten der mitteldeutschen Medienlandschaft.
Am 22. Januar präsentieren Studierenden des Mediendepartment im Mitteldeutschen Multimediazentrum aktuelle Filmprojekte.
Am 22. Januar präsentieren Studierenden des Mediendepartment im Mitteldeutschen Multimediazentrum aktuelle Filmprojekte. (Foto: Maike Glöckner)

Was zeichnet den Standort Mitteldeutschland für den Film aus?

Steffi Schültzke: Man kann einmal von Mitteldeutschland als Drehort sprechen, welcher unter anderem für Hollywood inzwischen sehr attraktiv ist. Auch architektonisch und landschaftlich ist Mitteldeutschland sehr vielseitig, und es gibt für die Filmemacher noch viel zu entdecken.

Welche Filme wurden in jüngster Zeit hier in der Umgebung gedreht?

In Halle wurde letztes Jahr der vierte Teil der Krimireihe „Zorn“ für das Fernsehen abgedreht. Im Kino läuft gerade „Heidi“ mit Bruno Ganz in der Rolle des Almöhi. Der Film wurde zwar in der Schweiz gedreht, das Sounddesign stammt aber aus Halle, einige Außenaufnahmen wurden in Halberstadt und Quedlinburg gemacht und die Aufnahmen von Claras Wohnung in Frankfurt wurden in Altenburg gedreht.

Dr. Steffi Schültzke
Dr. Steffi Schültzke (Foto: Valentin Heller)

Kann man von einem homogenen Standort sprechen?

Nein. Wir unterscheiden zwei Ballungsräume. Einmal die Standorte Halle und Leipzig, die überwiegend durch Fernseh- und Postproduktionen bekannt sind und Erfurt, der sich vor allem durch Kinderfilme auszeichnet.

Welche Zahlen haben Sie sich für die Studie angeschaut?

Die Studierenden haben verschiedene Bereiche analysiert: Wir haben unter anderem danach geschaut, an wie vielen Hochschulen es Studien-, Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für den Filmbereich gibt. Auch die Zahl der im Fernseh- und Filmbereich beschäftigen Personen war für uns von Interesse. Dazu zählen neben Medienschaffenden zum Beispiel auch Kinobetreiber. Insgesamt gibt es rund 7.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der mitteldeutschen Filmwirtschaft. Dazu kommen noch einmal rund 770 Selbstständige.

Wie ist die aktuelle Lage der Filmschaffenden?

Wir haben gleichzeitig zu unseren Recherchen eine Online-Befragung mit 133 Teilnehmern durchgeführt. Allgemein sind die Akteure mit ihrer Auftragslage zufrieden, weniger mit ihrer Entlohnung. Auch vermissen sie teils eine stärkere politische Unterstützung für ihre Branche. Trotzdem sehen viele von ihnen eine positive Zukunft für den Filmstandort Mitteldeutschland voraus und loben sein weltoffenes und lebendiges Image. Viele der Befragten sehen ihre berufliche Zukunft auch weiterhin in Mitteldeutschland.

Tag der offenen Tür am Mediendepartment

Am Freitag, 22. Januar, präsentieren die Studierenden des Departments für Medien und Kommunikation ab 10 Uhr aktuelle Filmprojekte, die sie in Praxisseminaren erstellt haben. Um 15.30 Uhr beginnt eine Podiumsdiskussion zum Thema „Perspektiven für den Filmstandort Mitteldeutschland“, an der neben Vertretern der regionalen Medienbranche auch Sachsen-Anhalts Staatsminister Rainer Robra teilnehmen wird. In diesem Rahmen soll auch die Ergebnisse der Studie eingegangen werden.

Freitag, 22. Januar, ab 10 Uhr

Tag der offenen Tür am Mediendepartment

Mitteldeutsches Multimediazentrum (MMZ)

Filmstudio in der 2. Etage , Mansfelder Str. 56

06108 Halle (Saale)

Die Studie ist online abrufbar unter: www.medienkomm.uni-halle.de/publikationen

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Steffi Ebert

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