Engagement im Unruhestand

21.11.2018 von Katrin Löwe in Campus
Insgesamt 94 sehr gute und engagierte Studierende der halleschen Universität werden in der aktuellen Förderrunde mit einem Deutschlandstipendium unterstützt. Sie erhielten gestern ihre Urkunden. Zu den neu gewonnenen Stiftern des Programms zählt die Sprechwissenschaftlerin Prof. Dr. Ursula Hirschfeld. Sie möchte auch mehr als „nur“ finanziell unterstützen.
Stifterin und Stipendiatin: Ursula Hirschfeld und Emilia Kramer in der Aula des Löwengebäudes
Stifterin und Stipendiatin: Ursula Hirschfeld und Emilia Kramer in der Aula des Löwengebäudes (Foto: Michael Deutsch)

Die Liebe zu ihrem Fach ist im Gespräch deutlich spürbar. „Wir sind ein ganz besonders kleines, aber auch ein besonderes kleines Fach“, sagt Prof. Dr. Ursula Hirschfeld. „Da ist die Verbundenheit groß.“ Eigentlich ist die Sprechwissenschaftlerin seit April 2018 im Ruhestand. Praktisch habe sie Platz für eine jüngere Nachfolgerin gemacht, „und dann sind wir beide da und stärken das Fach“, sagt die 65-Jährige. Hirschfeld, die selbst einst Sprechwissenschaft an der MLU studierte und seit 1999 eine Professur in Halle innehatte, betreut unter anderem noch Forschungsprojekte – und aktuell nicht weniger als 21 Doktorandinnen und Doktoranden. „Der wissenschaftliche Nachwuchs ist mir sehr wichtig“, sagt sie.

Seit diesem Semester kommt ein weiteres Engagement dazu: das Deutschlandstipendium. Der Gedanke, als Privatperson ein solches Stipendium zu stiften, sei ihr im Sommer auf dem Alumni-Treffen und dem der Vereinigung der Freunde und Förderer der Martin-Luther-Universität gekommen, deren Mitglied sie ist, sagt Hirschfeld. Der Verein zählt ebenfalls zu den Förderern. „Ich wollte noch etwas Konkretes tun – und jetzt fand ich die Zeit passend.“ Dabei will sich die Professorin nicht nur auf das Finanzielle beschränken. Sie wolle sich auch darum kümmern, dass es der Stipendiatin „gut geht in diesem Fach“, ihr beratend zur Seite stehen. Dass es eine Sprechwissenschaftlerin geworden ist, sei ihr natürlich sehr recht, so Hirschfeld. „Ihre“ Stipendiatin ist Emilia Kramer, die derzeit im fünften Semester studiert und bei ihrer ersten Bewerbung für das Deutschlandstipendium auf ihr Engagement für die „Deutschwerkstatt“ für Geflüchtete und Erasmus-Studierende verweisen konnte. Das Interesse für die Sprechwissenschaft hat die 21-Jährige aus Rheinland-Pfalz nach Halle geführt – mit dem Studiengang und auch dessen Geschichte verfügt die MLU über ein Alleinstellungsmerkmal im deutschsprachigen Raum. Auf ein nächstes Treffen haben sich Hirschfeld und Kramer bereits am Abend der Urkundenübergabe, an dem sich Stifter und Stipendiaten in lockerer Runde näher kennenlernen konnten, verständigt.

Die Universität Halle beteiligt sich seit 2011 am nationalen Förderprogramm Deutschlandstipendium. Einschließlich des jetzigen Förderzeitraums wurden bereits rund 669 Stipendien vergeben. Im Rahmen des Programms wird die Hälfte des für mindestens zwei Semester gewährten monatlichen Stipendiums in Höhe von 300 Euro von Unternehmen, Stiftungen oder Privatpersonen finanziert. Die andere Hälfte fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Für die aktuelle Vergaberunde konnte die MLU 56 Stifter für 94 Stipendien gewinnen. Neu dabei ist auch Dr. Carsten Hünecke, Präsident der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt, als privater Förderer. Die MLU vergebe von den Hochschulen im Land nicht nur absolut, sondern auch in Relation zu ihrer Größe die meisten Stipendien, sagte Rektor Prof. Dr. Christian Tietje bei der Urkundenübergabe – das sei nicht nur für die Uni eine Auszeichnung, sondern vor allem für die Region. Tietje betonte die Anerkennung von Studienleistungen und persönlichem Engagement, aber auch die Bindungen und Netzwerke, die auf diesem Weg entstehen.

Ursula Hirschfeld kann sich im Übrigen eine Förderung auch über die nächsten beiden Semester hinaus vorstellen. Und: „Ich hoffe, dass sich weitere ehemalige Kolleginnen und Kollegen anschließen“, sagt sie.

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