Einmaliges Institut für Kammerrecht: 15 Jahre Wissenstransfer

20.12.2018 in Wissenschaft, Wissenstransfer
Wirtschafts- und Berufskammern sind (fast) jedem Bürger bekannt – Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Ärztekammer, Rechtsanwaltskammern und viele weitere Berufsorganisationen sind wichtige Ansprechpartner. Rechtswissenschaftliche Forschung in diesem Bereich gab es in Deutschland aber lange nicht oder nur sehr punktuell. Auch vor diesem Hintergrund wurde vor 15 Jahren auf Initiative von Prof. Dr. Winfried Kluth das Institut für Kammerrecht e.V. gegründet.
Das Institut widmet sich kammerrechtlichen Fragen.
Das Institut widmet sich kammerrechtlichen Fragen. (Foto: pixabay)

Prof. Dr. Winfried Kluth ist Inhaber eines Lehrstuhls für Öffentliches Recht am Juristischen Bereich der MLU. Das auf seine Initiative gegründete Institut organisiert jährlich eine zweitägige Konferenz zu grundsätzlichen und aktuellen Fragen des Kammerrechts - den Deutschen Kammerrechtstag -, die an wechselnden Orten stattfindet, damit das Thema in allen Teilen der Republik präsent wird. Der eingetragene Verein finanziert maßgeblich nicht nur diesen Kammerrechtstag, sondern auch einen wissenschaftlichen Mitarbeiter und studentische Hilfskräfte, die am Lehrstuhl für Öffentliches Recht im Bereich des Kammerrechts forschen.

Zu den wissenschaftlichen Aktivitäten des Instituts und dem damit verbundenen Wissenstransfer gehören in erster Linie Forschungsarbeiten, die unter anderem als Dissertationen, in einem Handbuch des Kammerrechts sowie im Jahrbuch des Kammer- und Berufsrechts für die wissenschaftliche Community und die Praxis zugänglich gemacht werden. Hinzu kommt die Homepage des Instituts, www.kammerrecht.de, die zusätzlich eine Rechtsprechungs- und Normendatenbank sowie Stellungnahmen zu aktuellen Entwicklungen des Kammerrechts bereithält.

Winfried Kluth
Winfried Kluth (Foto: Maike Glöckner)

Die Effekte dieser in den vergangenen 15 Jahren geleisteten Arbeit in Wissenschaft und Praxis sind beträchtlich. Das Kammerrecht hat sich durch die Arbeit in Halle zu einem eigenen, gut sichtbaren Rechtsgebiet entwickelt. In den gängigen Lehrbüchern wurden entsprechende Kapitel neu aufgenommen. Und die Thematik findet auch über die Grenzen hinweg internationale Aufmerksamkeit, bis nach China. Denn auch international ist diese Forschungseinrichtung einmalig.

Die jährlichen Kammerrechtstage haben zu einer Vernetzung der verschiedenen Arten von Kammern geführt, die es zuvor so noch nicht gab und die wertvolle Möglichkeiten des Erfahrungs- und Gedankenaustauschs bietet. Jährlich nutzen 200 Vertreter der deutschen Kammerlandschaft, der Aufsichtsbehörden und ausländische Gäste dieses Angebot der Weiterbildung und Kommunikation. Es ist ein Beispiel für eine nachhaltige und sich wechselseitig befruchtende Form des Wissenstransfers, denn die intensiven Kontakte zur Praxis regen auch Fragestellungen für die Forschung an. So entstanden unter anderem Dissertationen zur „Insolvenz von Kammern“ und zur Fragestellung „Kammern und Umweltschutz“, letztere mit dem Dorothea-Erxleben-Preis der Universität ausgezeichnet.

Das hohe Ansehen der Forschung führte in den vergangenen Jahren auch dazu, dass das Institut für Kammerrecht durch das Bundesverfassungsgericht als sachverständige Organisation in einem Grundsatzverfahren zu den Industrie- und Handelskammern beteiligt wurde und dass Kammern und Behörden fortwährend um rechtwissenschaftliche Beratung nachfragen.

„Gäbe es das Institut für Kammerrecht nicht, müsste man es erfinden“, sagt Prof. Dr. Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau und Honorarprofessor am wirtschaftswissenschaftlichen Bereich der MLU. „Kammerrechtliche Fragen von grundsätzlicher Bedeutung wissenschaftlich durchdrungen zu wissen und aktuelle Herausforderungen von neutralen Experten objektiv beleuchten lassen und mit ihnen diskutieren zu können, ist für mich von unschätzbarem Wert“, so Brockmeier. Der Blick etwa für bestimmte Besonderheiten der hoheitlichen IHK-Aufgaben werde geschärft. Im Bereich der politischen Interessenvertretung lasse sich manche Herausforderung durch eine Spiegelung wissenschaftlicher Expertise einfach besser, weil fundierter bewältigen. „Auch die über das Institut vermittelten vielfältigen Kontakte etwa zu Vertretern anderer – insbesondere auch berufsständischer – Kammern empfinde ich als sehr wertvoll“, so Brockmeier.

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