Ein neuer Blick auf Bildung - dank Israel

22.03.2012 von Sarah Ludwig in Studium und Lehre, Campus
Weiterbildung in Israel: Lehramtsstudenten besuchten dort Schulen und die größte Lehrerbildungsstätte. Auf ihrer Reise lernten sie unorthodoxe Lehrmethoden kennen, schwammen auf dem Toten Meer und durchquerten die Wüste ohne Wanderschuhe. In einer dreiteiligen Serie berichten die Studierenden von ihren Erlebnissen, ihr Dozent erläutert die Hintergründe des Aufenthalts. Den Anfang macht Anna Schröder, die im 3. Semester Lehramt an Förderschulen studiert.
Am Strand von Tel Aviv: Die Reisegruppe der MLU und Israelische Austauschstudenten.
Am Strand von Tel Aviv: Die Reisegruppe der MLU und Israelische Austauschstudenten. (Foto: Kathrin Kramer)

Die Reise war für mich aus vielerlei Hinsicht eine ganz besondere Erfahrung. Seit meiner Geburt habe ich eine Hüfterkrankung und seit meinem 17. Lebensjahr besitze ich ein künstliches Hüftgelenk.

In Israel bin ich auf einen steilen Anhang in der Nähe des Toten Meeres gestiegen. Ich hatte einen starken Husten und meine Wanderschuhe in Halle vergessen und schaffte es trotzdem! Die Hilfe, die ich verlangte und die Zeit, die ich benötigte, wurden mir gegeben. Nie hätte ich gedacht, dass ich das schaffen würde und zugleich sagte etwas in mir, dass es mir mit dieser Gruppe und unter Einbeziehung meines ganzen Körpers und meiner Kräfte möglich sein würde.

Aufgrund unserer Besuche der Demokratischen Schulen und der Begegnung mit Yaacov Hecht, dem Gründer der ersten Schule dieser Art in Israel, veränderte sich mein Blick auf Bildung und meinen späteren Berufswunsch. Mir leuchtete plötzlich die Genialität des Konzeptes ein (Lesen Sie hierzu auch Teil III unserer Serie: Interview mit Robert Kruschel). Mir wurde klar, dass es keinen Sinn ergibt, Schülern etwas beibringen zu wollen, was sie selbst nicht lernen wollen. Ich selbst habe mein Leben lang meiner inneren Stimme und meinem Gefühl weniger vertraut als meinem Verstand. Das will ich ändern. Außerdem weiß ich jetzt, dass ich nicht mehr eine Lehrerin sondern eine „Lernbegleiterin“ werden möchte.

Wanderungen durch den Nationalpark Ein Gedi schweißte die Gruppe zusammen.
Wanderungen durch den Nationalpark Ein Gedi schweißte die Gruppe zusammen. (Foto: Robert Kruschel)

Beeindruckend war für mich, dass die „Shoa“ von den Israelis, mit denen ich dort in Kontakt kam, ganz anderes gesehen wird, als ich es hier von der jüdischen Bevölkerung in Deutschland kenne. In Israel hatte ich viel weniger das Gefühl, als Deutsche für die „Shoa“ verantwortlich gemacht zu werden. Besonders das Treffen mit einer deutschen Jüdin, die mehrere Konzentrationslager überlebt hatte, machte mir bewusst, dass es nicht um die Frage der Schuld geht, sondern um die Frage, wie es erreicht werden kann, dass so etwas Grausames nie wieder geschieht.

Vor allem habe ich während der Israelreise neue Freundschaften geschlossen oder bereits bestehende intensiviert. In meinen Augen ist dies das Wichtigste im Leben.

Im zweiten Teil berichten Maxi Schreier und Alexander Herbst nächste Woche über die friedvolle Atmosphäre und Basisdemokratie an Schulen in Israel.

 

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Lehrerbildung

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