Drei Kandidat*innen stellen sich der Hochschulöffentlichkeit

05.07.2022 von Manuela Bank-Zillmann in Campus, Hochschulpolitik
Wie sehen die Pläne des neuen Rektors oder der neuen Rektorin der Martin-Luther-Universität aus? Was motiviert sie, die Herausforderungen anzugehen? Am Montagabend konnten sich die Universitätsmitglieder von den Vorstellungen der drei Kandidat*innen Prof. Dr. Claudia Becker, Prof. Dr. Michael Gekle und Amtsinhaber Prof. Dr. Christian Tietje einen Eindruck verschaffen. Zentrale Themen: die Hochschulentwicklungsplanung (HEP) und die Kommunikation innerhalb der Universität.
Die Kandidatin und die beiden Kandidaten stellten sich der Hochschulöffentlichkeit vor. Die Aula war nahezu voll besetzt.
Die Kandidatin und die beiden Kandidaten stellten sich der Hochschulöffentlichkeit vor. Die Aula war nahezu voll besetzt. (Foto: Markus Scholz)

In der Aula führte Prof. Dr. Robert Fajen, Vorsitzender der Findungskommission und Moderator des Abends, in den Ablauf der auch virtuell übertragenen Vorstellungsrunde ein. Schon kurz danach stellten sich – jeweils in 15-Minuten-Statements - die drei Kandidat*innen dem Publikum in ausgeloster Reihenfolge vor.

Michael Gekle
Michael Gekle (Foto: Markus Scholz)

Es begann Michael Gekle, bis 31. August 2022 noch Dekan der Medizinischen Fakultät, der sich stark auf seine zwölfjährige Amtszeit bezog. Als er 2010 ins Amt gewählt worden sei, habe die Fakultät zur Disposition gestanden. „Heute wird sie respektiert“, so Gekle. Es gebe nun sichtbare Forschungsprojekte und mehr Geld vom Land: „Wir haben mit unserem Konzept zur Profil- und Strukturentwicklung wohl einiges richtig gemacht.“ Dass dieser Weg auch persönlich kein leichter war, gab er unumwunden zu: „Aber hier spielen persönliche Befindlichkeiten keine Rolle; ich bin außerdem Kummer gewöhnt.“ Er gehe nun einen Schritt weiter, sei von Kolleg*innen angesprochen worden, und dabei gehe es jetzt um Loyalität im Rektorenamt und nicht um das eigene Fach. „Ich möchte eine respektierte Universität“, das sei man den Mitgliedern schuldig, so Gekle, der später auf Nachfrage auch bekannte, dass er auf die Kommunikation bezogen Fehler in seiner Amtszeit gemacht habe: Er sei - geprägt von der anfänglichen Schließungsdebatte - oft zu ungeduldig gewesen und habe ohne viel zu reden schnell Entscheidungen getroffen. Das habe aber Distanz in der Fakultät geschaffen. Auf die heutigen Debatten bezogen erklärte er, das Budget setze nur einen Korridor. Die eigentliche Strukturentwicklung müsse konzeptionell inhaltlich und strategisch geschehen. "Wir müssen uns auf ein inhaltliches Ziel hin entwickeln und nicht nur einfach von einem Defizit weg."

Claudia Becker
Claudia Becker (Foto: Markus Scholz)

Auch Claudia Becker, die in der Auslosung folgte, bezog sich zunächst auf ihr Amt als Dekanin der Juristischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät von 2014 bis 2018. „Ich durfte die Universität bereits aus vielen verschiedenen Perspektiven kennenlernen; und ich weiß, dass ich viel weiß, aber noch lange nicht alles“, so Becker. Innerhalb weniger Tage sei sie von vielen Kolleg*innen stark motiviert worden, sich zur Wahl zu stellen. Und ihre Motivation zuzusagen? „Wir haben zweieinhalb harte Jahre hinter uns. Und wir haben gesehen, wie die Menschen an der Universität sich eingesetzt haben, für alles Lösungen zu finden.“ Diese Menschen seien ihre Motivation. In diesem Kontext müsse man auch über die Finanzierung der MLU reden und den HEP, so die Statistkerin, die die Datengrundlage zur Entwicklung der Universität grundsätzlich verbessern will.

 „Aber lassen sie uns kurz durchatmen und gemeinsam über Ziele reden. Und auch externe Beratung hilft, eigene Perspektiven gerade zu rücken.“ Man dürfe insgesamt nicht über die eigenen Verhältnisse leben, das gelte aber nicht nur bei Geld, sondern auch für die Menschen an der MLU, die oft dicht an der Belastungsgrenze arbeiteten. „Aber die Universität braucht sie alle, ihren Einsatz und ihren Gestaltungswillen“. Die Universität müsse daher zu einem resilienten Raum umgestaltet werden. Kosten und Nutzen entschieden sich nicht allein monetär.

Christian Tietje
Christian Tietje (Foto: Markus Scholz)

Als letzter ging an diesem Abend Amtsinhaber Christian Tietje ins Rennen. Er bilanzierte naturgemäß seine nun zu Ende gehende Amtszeit und betonte, dass er nicht an seinem Amt klebe, sondern dass dieses tatsächlich extrem belastend sei. Er stellte jedoch deutlich fest, dass die MLU weder in Stadt noch Land ernst genommen wurde, als er ins Amt gekommen sei. „Man sprach von der MLU und meinte Lethargie und Proteste ohne Vision. Das hat sich geändert. Die MLU hat sich bewegt“, so Tietje. Das werde anerkannt, der vom Senat beschlossene HEP wahrgenommen, den es nun weiter zu gestalten gelte. Erfolge habe es auch zum Beispiel bei Finanzzusagen zur Infrastruktur gegeben, es seien mehr Drittmittel eingeworben, im Landeshaushalt sei mehr Geld für die MLU eingestellt worden. Nicht so gut vorangekommen sei man allerdings bei der Digitalisierung, hier habe der Fokus pandemiebedingt auf der Lehre gelegen, das sei aber nicht ausreichend. Tietjes Selbstkritik reichte aber weiter. Insbesondere der Prozess zur Profilbildung sei intensiv und schmerzhaft gewesen: „Wenn es dabei zu Verletzungen kam, entschuldigen wir uns aufrichtig“, so Tietje. Er warb für Kontinuität in der Hochschulleitung. „Diskontinuität können wir uns nicht leisten.“ Er nannte zudem zwei Namen, die in seinem neuen Team mitarbeiten würden: Prof. Dr. Torsten Schubert für den Bereich Studium und Lehre sowie Prof. Dr. Insa Theesfeld, die sich für Struktur und strategische Personalentwicklung einsetzen wolle.

Knapp anderthalb Stunden konnte im Anschluss das Publikum Fragen stellen. Dabei ging es um das Verhältnis der Unileitung zu den Fakultäten, Frauenförderung, Freiversuche in Prüfungen, das eigene Erfolgsverständnis und zahlreiche Inklusionsfragen.

Gewählt wird die neue Rektorin oder der neue Rektor am 6. Juli.

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