Der Mantel der Geschichte

18.10.2018 von Katrin Löwe in Campus, Personalia
Sechs Wochen nach der formellen Amtsübergabe ist nun auch die traditionelle erfolgt: Bei der feierlichen Investitur im Löwengebäude der Uni Halle sind Amtskette und Talar an den neuen Rektor Prof. Dr. Christian Tietje übergeben worden. Gleichzeitig verabschiedete sich Altrektor Prof. Dr. Udo Sträter, der das Amt seit 2010 innehatte.
Kustos Michael Ruprecht (li.) und der ehemalige Kustos Ralf Speler übergeben Talar und Amtskette an Christian Tietje.
Kustos Michael Ruprecht (li.) und der ehemalige Kustos Ralf Speler übergeben Talar und Amtskette an Christian Tietje. (Foto: Maike Glöckner)

Vier Wissenschaftsminister und -ministerinnen gab es in den vergangenen acht Jahren in Sachsen-Anhalt, drei Forschungsministerinnen hatte der Bund. Einer unterdessen war während der kompletten Zeit im Amt: Udo Sträter als Rektor der halleschen Universität. Acht Jahre lang wirkte der Kirchenhistoriker, keiner vor ihm war durchgehend in der langen Geschichte der Alma Mater halensis so lange in dieser Position. Die hat Sträter nun – nach der eigentlichen Übergabe der Geschäfte am 1. September – auch symbolisch seinem Nachfolger Christian Tietje bei der feierlichen Investitur am Mittwochnachmittag übergeben. Nach dem Einzug des Senats, der Begrüßung durch den Alterspräsidenten des Senats Dr. Thomas Degen, Grußworten und der Abschiedsrede Sträters war es Aufgabe von Kustos Dr. Michael Ruprecht und dem ehemaligen Kustos Dr. Ralf-Torsten Speler, die Insignien offiziell zu übergeben. Sträter sprach vom „Mantel der Geschichte“, von dem Tietje nun nicht nur einen Zipfel erhasche, sondern ihn umgelegt bekomme.

Damit werde eine neue Seite im Geschichtsbuch aufgeschlagen, dem der Uni, und dem Tietjes, sagte Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff. Die Welt sei in einem tiefen Wandel, die Universität der Ort, an dem das Handwerkszeug entwickelt werde, mit dem dieser Wandel beherrschbar bleibe, gab er dem neuen Rektor mit auf den Weg. Der Ministerpräsident würdigte zuvor Sträter als einen Mann, der der Universität mit großer Hingabe gedient und dabei Beharrungsvermögen, Zielstrebigkeit und großes Verhandlungsgeschick bewiesen habe. Die Uni und die Hochschullandschaft trügen in vielen Bereichen seine Handschrift. Es sei auch Sträters Verdienst, dass gute und tragfähige Lösungen zustande gekommen sind, sagte Haseloff mit Blick auf die Kürzungsdebatten der Vergangenheit und den „Bernburger Frieden“ von 2013. In politisch bewegten Zeiten, ergänzte Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann, von dem übrigens die Anzahl der Ministerinnen und Minister stammte, hätten Sträter, das Rektorat und die MLU Kurs gehalten. Willingmann kündigte zugleich mit Blick auf aktuelle Haushaltsverhandlungen an: „Sorge tragen sollten Sie nicht.“ Er wolle die Uni ermutigen, die Profilierung fortzusetzen. Sie sei auf einem guten Weg. Weitere Grußworte hielten die Oberbürgermeister aus Halle und Wittenberg.

Sträter selbst gab seinem Nachfolger ein besonderes Geschenk mit auf den Weg: Sechs DVDs mit Folgen seiner Lieblings-Polit-Satire „Yes Minister“ beziehungsweise „Yes Prime Minister“ – nach seinen Worten eine Quelle ungetrübten intellektuellen Vergnügens und „rhetorischer Mundreichungen“ für fast alle denkbaren Fälle politischer Verwicklungen. Sie Täten auch in Gremiensitzungen gut, so der Altrektor. In seiner gewohnt pointierten und mit Humor versehenen Rede („Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette.“ – Reinhard Mey) erklärte er auch, das Amt nicht zu vermissen, wohl aber die Menschen, mit denen er zusammengearbeitet habe.

Ernst wurde er indessen bei einem anderen Thema: Hochschulen stünden für Werte wie Freiheit, Demokratie, internationale Kooperation, Diskriminierungsfreiheit und Freiheit der Wissenschaft -  ganz entschieden auch die Uni Halle. Er zolle der Hochschule Anhalt Respekt für ihren Tag der weltoffenen Hochschule am vergangenen Wochenende, sagte Sträter. „Das war ein wichtiges Zeichen.“ Ähnliches gelte für die jüngste Fachtagung am Steintor-Campus zur neuen Rechten – eine Veranstaltung des Lehrstuhls von Prof. Dr. Varwick und der Landeszentrale für politische Bildung. Sträters letzte Rede wurde mit minutenlangem stehenden Applaus quittiert.

Tietjes Rektoratsantrittsrede befasste sich nicht mit hochschulpolitischen Fragen, sondern traditionell mit einem fachlichen Thema: Der Professor für Öffentliches Recht, Europarecht und Internationales Wirtschaftsrecht sprach zu „Recht und oder Recht gegen Politik? Die Welthandelsordnung in stürmischen Zeiten“.

Nach dem Auszug des Senats kamen zahlreiche der geladenen Gäste in den Sessionssaal und bedankten sich persönlich bei Udo Sträter und wünschten Christian Tietje eine glückliche und erfolgreiche Amtszeit.

Die Investitur wurde per Livestream übertragen. Das Video gibt es hier bei Youtube.

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