„Auch eine Frage des Umgangstons“

15.01.2019 von Manuela Bank-Zillmann in Campus
Das erste „Rektorat im Dialog“ in diesem Jahr fand in der Philosophischen Fakultät I am Steintor-Campus statt. Deren Mitglieder zeigten sich sehr diskussionsfreudig und fokussierten dabei auf das Thema Verhältnis von Verwaltung und Fakultäten. Ein weiterer wichtiger Punkt: kein Platz für Mitarbeiter und Studierende.
Das Rektorat im Gespräch mit den Professoren, Mitarbeitern und Studierenden der Philosophischen Fakultät I
Das Rektorat im Gespräch mit den Professoren, Mitarbeitern und Studierenden der Philosophischen Fakultät I (Foto: Manuela Bank-Zillmann)

Nach einer kurzen Einführung durch Dekanin Prof. Dr. Petra Dobner und Rektor Prof. Dr. Christian Tietje, die ein klares Bekenntnis zu den zahlreichen kleinen Fächern der Fakultät beinhaltete, gelang der Einstieg in die Diskussion flott. Bereits der erste Beitrag aus dem Publikum im Hörsaal I in der Adam-Kuckhoff-Str. 35 befasste sich mit der immer wiederkehrenden Mühsal der Stellenbesetzungsverfahren – insbesondere in Überlastfächern, die die Fakultät neben vielen kleinen Fächern zum Beispiel mit der Soziologie und den Politikwissenschaften besitzt. Der Aufwand in den Lehrstühlen bei der befristeten Einstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist groß: „Das hat ein Ausmaß erreicht, das wenig erträglich ist“, sagte Prof. Dr. Oliver Arránz Becker. Er plädierte unter anderem für mehr Dauerstellen in einigen Bereichen und eine Anpassung der Vergütungsstruktur im Bereich des nichtwissenschaftlichen Personals.

Eine Flexibilisierung des Stellenplans könnte, so der Rektor und Kanzler Markus Leber, zumindest in einigen Bereichen Entlastung schaffen, man werbe im Rahmen der nächsten Zielvereinbarungsverhandlungen dafür. So sei es ja auch eigentlich „ein Irrsinn“, in der zentralen Studienberatung immer wieder sachgrundlos zwei Stellen auszuschreiben und auf zwei Jahre befristet zu besetzen. Ignorieren könne man aber eben auch nicht, dass die Universität mit ihrer Grundfinanzierung schlecht aufgestellt sei. Auch beim Hochschulpakt wisse immer noch keiner, wie dieser weitergeführt werden soll. Immerhin, so kündigte Prorektorin für Struktur und Personalentwicklung Prof. Dr. Johanna Mierendorff an, werde es in nächster Zukunft eine Rektoratskommission geben, die sich mit Personalentwicklung befasse. Diese solle auch dezidiert die Prozesse betrachten, „wie die Leute zu uns kommen.“

Auch ein Dauerbrenner beim „Rektorat im Dialog“: die Herausforderungen im ITZ, zum Beispiel mit dem Mailserver. Diesmal wurde die Diskussion durch den Historiker Prof. Dr. Andreas Ranft ergänzt um das Thema Digital Humanities. Die Geisteswissenschaften, so seine Aussage, würden in ihren Bedarfen zu wenig in den Strukturen des Rechenzentrums berücksichtigt. Eine Anregung, die das Rektorat aufnahm und darauf verwies, dass die Leitungsposition nun ausgeschrieben sei.

Auf dem Podium: Wolf Zimmermann, Petra Dobner, Christian Tietje, Markus Leber, Johanna Mierendorff und Wolfgang Paul (v.l.)
Auf dem Podium: Wolf Zimmermann, Petra Dobner, Christian Tietje, Markus Leber, Johanna Mierendorff und Wolfgang Paul (v.l.) (Foto: Manuela Bank-Zillmann)

Ein weiteres wichtiges Thema für Ranft, der sieben Jahre lang Dekan war und auch Bau- und Umzugsbeauftragter seiner Fakultät: der Platzmangel am Steintor-Campus. „Wir platzen aus allen Nähten.“ Es sei unseriös Forschungsanträge zu stellen, wenn man im Anschluss nicht wisse, wo man nach Bewilligung der Gelder das Projektpersonal unterbringen solle. Für die Masse an Studierenden gelte dasselbe. Es fehlten Räume. Hier hatte das Rektorat in seiner morgendlichen Sitzung eine Entscheidung getroffen, die es nun in der öffentlichen Runde auch bekannt gab: Das Gebäude Ludwig-Wucherer-Straße 82-85, zuletzt Adresse des Bauernclubs, soll nach Möglichkeit an die Universität übertragen werden. Im Moment befindet es sich im Besitz des Uniklinikums. „Wir werden den Antrag an die Landesregierung stellen. Eine Machbarkeitsstudie haben wir bereits im vergangenen Jahr erstellen lassen“, so Rektor Tietje. Der Kanzler bekräftigte: „Das ist unser Plan A.“ Kurzfristige Flexibilität könne man aber nach wie vor nur durch Anmietungen erreichen, die jedoch auch vom Land zu genehmigen seien.

Andere Probleme, die Diskussion bewegte sich immer wieder in Richtung Verhältnis von Fakultäten und Verwaltung, gebe es bei der Bewilligung von Reisemitteln oder anderen Anträgen. Prof. Dr. Patrick Wagner fasste es launig zusammen: „Nach dem ‚Das geht nicht‘ müsste viel häufiger ein ‚Was wollen Sie eigentlich?‘ kommen“ – also die Bereitschaft zu helfen. „Wir sind doch keine Verwaltungsexperten, wir brauchen Partner“, so der Historiker. Und sein Kollege Prof. Dr. Andreas Pečar bat darum, dass die Verwaltung sich eher als Dienstleister verstehen möge und nicht als Apparat, der verhindere. Den Anspruch habe er auch, so Kanzler Leber: „Die Verwaltung darf keine Hürde sein, sondern ein Servicepartner.“ Gleichwohl habe es sicherlich einige eher unglückliche Vorgänge gegeben. Dekanin Dobner erinnerte in der Diskussion daran, dass auch die Fakultät verwalte und sie generell für differenzierte Betrachtung stehe: „Es ist manchmal auch eine Frage des Umgangstons.“ Das griff Rektor Tietje auf, der sich in seiner Amtszeit die Verbesserung der internen Kommunikation auf die Fahnen geschrieben hat: „Kommunikation ist auch immer ein Prozess. Daran arbeiten wir.“

Die nächste Veranstaltung von „Rektorat im Dialog“ findet am Dienstag, 22. Januar 2019, 12 bis 14 Uhr, in der Naturwissenschaftlichen Fakultät III statt. Ort: Theodor-Lieser-Straße 9, Hörsaal 1.01 „Jacob Volhard“.

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