Zwei Unis, zwei Länder, zwei Abschlüsse

11.07.2013 von Tom Leonhardt in Studium und Lehre, Campus
In Halle und Mailand gibt es ein besonderes Masterprogramm: Die Studierenden des Masters „Europäische Integration und regionale Entwicklung“ kommen von zwei Unis, studieren in zwei Ländern und erhalten dafür zwei Abschlüsse: Den Master of Science und den Laurea Magistrale. Möglich macht das eine Kooperation der MLU mit der Università Cattolica del Sacro Cuore. Zwei Studierende berichten über das Programm.
Diana Righi und Luise Vorwerk gönnen sich auf dem halleschen Marktplatz ein italienisches Eis
Diana Righi und Luise Vorwerk gönnen sich auf dem halleschen Marktplatz ein italienisches Eis (Foto: Michael Deutsch)

Diana Righi: Eigentlich habe ich in Mailand Deutsch und Englisch als Fremdsprachen sowie Internationale Beziehungen studiert. Doch nach meinem Abschluss wollte ich nicht als Dolmetscherin oder als Sprachlehrerin arbeiten. Ich wollte meinen Blick erweitern, deshalb habe ich mich dann 2011 für den Master in Politikwissenschaften in Mailand eingeschrieben. Zu dem Zeitpunkt war noch gar nicht klar, ob ich nach Deutschland kann: Nur fünf Studenten, die sehr gute Noten und einen Deutschkurs erfolgreich abgeschlossen hatten, durften für zwei Semester nach Halle zum Studieren. Ich habe mich riesig gefreut, dass ich angenommen wurde!

Als ich dann in Halle angekommen bin, hatte ich erstmal einen doppelten „Kulturschock“: Zuerst die deutsche Kultur und dann die erste eigene Wohnung. In Mailand sind die Lebenshaltungskosten so hoch, dass es sich viele Studierende nicht leisten können, von zu Hause wegzuziehen. Deshalb wohnen viele, wie ich, noch bei ihrer Familie. In Halle war das dann ganz anders: Ich hatte meine eigene Wohnung und musste mich um alles selbst kümmern. Da war es gut, dass wir im Studium nur neun Kommilitonen sind – da sind wir sehr schnell zusammen gekommen und haben uns gegenseitig geholfen. Außerdem wohne ich mit einer Kommilitonin aus Italien zusammen. Das macht es auch ein wenig leichter.

Das Studium in Deutschland unterscheidet sich nicht nur inhaltlich von dem in Mailand: In Italien ist es häufig so, dass nur der Professor während der Veranstaltungen redet und die Studenten zuhören. Wir müssen zu den Vorlesungen auch immer ganze Bücher lesen. Da war ein Prof hier in Halle ganz verwirrt, als ich nach seiner Veranstaltung zu ihm kam und ihn fragte, welche Bücher ich lesen solle. Außerdem gibt es in Italien fast nur mündliche Prüfungen, was aber nicht heißt, dass wir sehr viel auswendig lernen müssen. Das ist eher hier in Deutschland so: Einige der Wirtschafts-Klausuren waren „multiple choice“, da kam es viel mehr darauf an, nur Fakten wiedergeben zu können. Während meiner Zeit in Deutschland musste ich auch ein Praktikum absolvieren. Das habe ich im Internationalen Büro für Wirtschaftsförderung in Magdeburg gemacht und mich vor allem mit europäischen Projekten wie dem Leonardo-Projekt beschäftigt. Das hat mir noch mal richtig die Augen geöffnet, welche Möglichkeiten und welche verschiedenen Arbeitsfelder es nach dem Studium für mich gibt.

Luise Vorwerk: Bevor ich mich für den Master entschloss, habe ich in Halle Romanistik und Wirtschaftswissenschaften studiert. Das war auch ganz schön, aber gegen Ende des Studiums habe ich mich schon gefragt, was ich später mal mit Romanistik machen könnte – gleichzeitig hat sich meine Perspektive geändert und ich wollte im Master etwas studieren, mit dem ich später mal etwas bewegen kann. Deshalb war der Master für mich ein attraktives Angebot. Er ist so aufgebaut, dass wir in den zwei Semestern hier in Halle einen Fokus auf die Wirtschafts- und die Rechtswissenschaften haben. Dazu kommen auch vereinzelt Projektseminare, also Seminare mit Diskussionen zu europäischen Themen, etwa zur europäischen Identität. Die sind besonders schön, weil sie konkret auf die EU eingehen, was sonst im Studium manchmal etwas fehlt.

Ein großer Unterschied des Studiums hier in Halle zu dem in Mailand ist der Anspruch an das selbstständige wissenschaftliche Arbeiten. Wir haben schon im Bachelor sehr viele, vielleicht sogar fast zu viele, Hausarbeiten. Das ist in Italien nicht so – da mussten wir unseren Kommilitoninnen erst einmal helfen, als es hier hieß: Schreibt eine Hausarbeit. Da hilft es, dass wir nur eine kleine Gruppe sind und uns gegenseitig helfen können. Wir sind schon eine sehr eingeschworene Truppe.

Ab dem nächsten Semester werden wir voraussichtlich für ein Jahr in Mailand studieren. Dann werden wir wahrscheinlich keine Kurse mit unseren bisherigen italienischen Kommilitoninnen zusammen haben, sondern lernen die neuen Jahrgänge kennen. Im Februar 2013 waren wir schon mal für ein paar Tage in Mailand. Eigentlich müssen wir in Italien insgesamt nur 30 Credit Points erwerben, also die Hälfte vom normalen Pensum. Ich will aber versuchen, die meisten Scheine gleich im Wintersemester zu machen, damit ich mehr Zeit für das Praktikum im vierten Semester habe. Ich würde gerne ein längeres Praktikum absolvieren – aber nicht unbedingt direkt in Mailand.

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