Tausende fordern faire Zukunftschancen für Wissenschaft und Kultur in Sachsen-Anhalt

04.07.2013 von Tom Leonhardt, Tobias Wagner in Hochschulpolitik, Campus
Am Mittwoch haben sich rund 5.000 Demonstranten auf dem halleschen Uniplatz versammelt, um unter dem Motto „Wir! machen Zukunft“ gegen die Sparpläne der Landesregierung im Wissenschafts- und Kulturbereich und für den Erhalt der Medizinischen Fakultät in Halle zu demonstrieren. Unterstützt und unterhalten wurden die Teilnehmer von kabarettistischen und musikalischen Einlagen zahlreicher Kulturschaffender.
Der Demonstrationszug zieht am 3. Juli durch Halle.
Der Demonstrationszug zieht am 3. Juli durch Halle. (Foto: Melanie Grießer)

Zum Zeichen der Verbundenheit ließen die Teilnehmer der vierten Großkundgebung um 17 Uhr demonstrativ hunderte gelbe Luftballons in den Himmel über Halle steigen – zeitgleich mit Demonstranten im ganzen Land. Über dem Uniplatz kreiste zur weiteren symbolischen Unterstützung ein Flugzeug von Prof. Achim Merklinger der Hochschule Merseburg und machte deutlich wie breit die Protestfront in Sachsen-Anhalt mittlerweile geworden ist. Zuvor hatten sich am Stadtpark an der Magdeburger Straße Studierende, Uni-Mitarbeiter und Professoren sowie Kulturschaffende, Gewerkschafter und Beschäftigte aus sozialen Einrichtungen aus dem ganzen Land getroffen. Mit Musik, Trillerpfeifen und hunderten Plakaten protestierten sie auf dem Weg durch die Stadt gegen die Kürzungspläne des Landes und für Entwicklungschancen von Wissenschaft und Kultur in Sachsen-Anhalt.

Prof. Dr. Michael Gekle, Dekan der Medizinischen Fakultät der MLU, machte in seiner Rede bei der Kundgebung auf dem Uniplatz deutlich: Die Republik schaue auf Sachsen-Anhalt. Die seit April dieses Jahres anhaltenden Proteste seien ein Vorbild für die Unterstützer in der ganzen Bundesrepublik. Er forderte von Sachsen-Anhalts Landesregierung ein „faires, nachvollziehbares Votum“ und „realistische Vorschläge“ für die Hochschulmedizin in Halle. Die Schlussfolgerungen des Wissenschaftsrates seien nicht nachvollziehbar, die Vorklinik in Halle abzuschaffen wäre „grotesk“. Nur mit dem Erhalt der „Vollfakultät“ habe der Standort im Süden Sachsen-Anhalts eine Zukunft. Die Region habe zudem das Potential eine Modellfunktion für die medizinische Versorgung zu übernehmen. Das Gutachten des Wissenschaftsrats, zu dem bereits eine Entwurfsfassung in den Medien kursiert, soll planmäßig am 15. Juli öffentlich vorgestellt werden.

Bei der Demonstration ging es aber nicht nur um die Universität. Dass es eine immer breiter werdende Unterstützung gibt für den Erhalt und die Förderung von Bildungs-, Kultur- und Sozialeinrichtungen, machte Stura-Sprecher Clemens Wagner deutlich: „Wir lassen uns nicht auseinander dividieren.“ In den zahlreichen Redebeiträgen während der Kundgebung wurde die ablehnende Haltung gegenüber Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) erneut deutlich. Die eingeladenen Redner der Opposition verurteilten die Politik der Landesregierung erwartungsgemäß heftig und riefen dazu auf, bei der nächsten Landtagswahl die Koalition abzustrafen. Die Vertreter der Regierung beteuerten die Notwendigkeit struktureller Veränderungen und boten den Dialog an – ohne konkrete Vorschläge zu machen. Dr. Katja Pähle, Hochschulpolitische Sprecherin der SPD, betonte aber, dass die Empfehlungen des Wissenschaftsrates „kein Dogma“ seien und die SPD für den Erhalt der beiden Vorklinik-Standorte in Halle und Magdeburg plädiere.

Vor der beginnenden Party nach der Kundgebung kündigten die Veranstalter weitere Protestaktionen an: Denn die Regierung könne die breite Protestwelle nicht ignorieren und die Initiatoren und Sympathisanten des Hochschulbündnis Sachsen-Anhalt seien noch lange nicht am Ziel.

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ProtestMedizin

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