Eine Frage des Alterns

10.09.2014 von Katharina Deparade in Forschung, Wissenschaft
Nach Wien und Berlin ist jetzt Halle am Zug: Eintausend Alternsforscher aus der ganzen Welt, darunter auch eine Nobelpreisträgerin, werden sich in zwei Wochen in Halle treffen um über die drängenden Fragen und Herausforderungen des Alterns zu diskutieren und informieren. Ob Stress nur zu grauen Haaren führt oder sich auch positiv auf die Entwicklung auswirkt, darum soll es thematisch hauptsächlich gehen. Gegen eine Teilnahmegebühr kann sich jeder für den Kongress anmelden.
Negativer, also chronischer oder psychischer Stress führt zu frühzeitigen Alterungsprozessen.
Negativer, also chronischer oder psychischer Stress führt zu frühzeitigen Alterungsprozessen. (Foto: Ferrante Pietro / lia)

Vom 24. bis zum 27. September werden über 1000 Teilnehmer erwartet, die in den Gebäuden rund um den Universitätsplatz Vorträge, interdisziplinäre Workshops und Diskussionen zum Thema „Stress und Altern-Chancen und Risiken“ besuchen können. „Stress ist sehr interessant, da er den Alterungsprozess in beide Richtungen beeinflussen kann“, begründet Kongresspräsident Prof. Dr. Andreas Simm die Auswahl des Themas.

Prof. Dr. Andreas Simm
Prof. Dr. Andreas Simm (Foto: Michael Deutsch)

„Wir brauchen Stress, um uns weiterzuentwickeln“, erklärt er. „Stellen Sie sich vor, Sie verdienen zu wenig Geld. Sie fühlen sich gestresst und wollen etwas an Ihrer Situation ändern, also machen Sie eine Weiterbildung, suchen einen neuen Job und entwickeln sich dadurch“, sagt der Leiter des Interdisziplinären Zentrums für Altern Halle. Solch positiver Stress halte Menschen jung. Andererseits führe negativer, also chronischer oder psychischer Stress zu frühzeitigen Alterungsprozessen. Die Haare werden grau oder Falten treten auf.

Dass Stress und Altern nicht auf ein Fachgebiet begrenzt werden, zeigt das breite Spektrum an Rednern auf der Tagung – hochrangige Experten aus der Medizin über die Biochemie bis zur Psychologie. So wird die australisch-amerikanische Nobelpreisträgerin für Physiologie oder Medizin Elizabeth Blackburn den Kongress mit einem Festvortrag eröffnen. Sie erforscht winzige Bestandteile von Zellen, sogenannte Telomere. Blackburn konnte beweisen, dass psychosozialer Stress zu Telomerverkürzungen und damit zur vorzeitigen Zellalterung führt.

Ein weiterer Leitredner aus dem Bereich der Biomedizin ist Cornel C. Sieber aus Nürnberg. Er untersucht wie Gebrechlichkeit die Lebensqualität beeinflusst und welch entscheidende Rolle ihrer Erforschung zukommen wird. Der irische Professor Desmond O’Neill dagegen geht einer eher politischen Frage nach: Dürfen ältere Menschen noch Auto fahren? Am zweiten Kongresstag hinterfragt er gängige Ansichten und Testverfahren, mit denen die Fahrtüchtigkeit älterer Menschen untersucht wird.

Den Teilnehmern wird ein abwechslungsreiches und in Anbetracht der gesellschaftlichen Entwicklung auch politisch hoch brisantes Programm geboten. Die Tagungssprache wird zu 70 Prozent deutsch sein. „Dass wirklich alle fünf deutschsprachigen Forschungsgesellschaften zusammenkommen ist eine Besonderheit dieses Kongresses, der so erst zum zweiten Mal stattfindet“, erklärt Simm. Noch ist eine Anmeldung für Spätbucher online möglich.

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